Die Natur übernimmt
28.06.2019 BremgartenAuf Ortsbürgergrund im Kessel ist ein beispielloses Projekt für ökologische Aufwertung realisiert
Am Zugang zum Auenstillgewässer und Naturpark Hegnau ist als letzte Bauaktivität eine interessante Informationstafel aufgestellt worden. Das schliesst ...
Auf Ortsbürgergrund im Kessel ist ein beispielloses Projekt für ökologische Aufwertung realisiert
Am Zugang zum Auenstillgewässer und Naturpark Hegnau ist als letzte Bauaktivität eine interessante Informationstafel aufgestellt worden. Das schliesst ein beispielloses Zusammenspiel zwischen dem Kanton Aargau, der Stadt Bremgarten (Ortsbürger) und Pro Natura Aargau ab.
Zum inoffiziellen Abschluss des erfolgreichen Aufwertungsprojektes, beziehungsweise zu dessen «Übergabe» an die Natur, trafen sich die fünf Projektverantwortlichen an den neuen Weihern beim beliebten Badeplatz an der Reuss. Das erste Wort hatte Stadtammann Raymond Tellenbach, die Ortsbürgergemeinde ist Grundbesitzerin. «Wir sehen das Ergebnis und sind damit sehr zufrieden, wie auch Naturschutz und Fischerei. Bremgarten hat hier einen einzigartigen Erlebnisort und ein Naturreservat erhalten, die Bevölkerung hats gut angenommen.» Aus Sicht der Ortsbürger sei das Aufwertungsvorhaben gelungen.
Ein «Chränzli» den Ortsbürgern
Thomas Egloff von der Abteilung Landschaft und Gewässer im Departement Bau Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau nennt drei Besonderheiten: die einmalige Projektgemeinschaft Stadt, Kanton und Pro Natura, wie locker das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich solche Gewässer-Aufwertungsprojekte mitfinanziert, drittens gehöre der Gemeinde und den Ortsbürgern ein «Chränzli» gewindet. Christoph Busenhart ist im EWZ Leiter Umfeld und Wasserkraft. Pro verkaufte Kilowattstunde Ökostrom speist das EWZ einen Fonds, der jährlich rund vier Millionen Franken für ökologische Aufwertungen zur Verfügung stellt. «Und weil es in der Stadt Zürich ganz einfach kaum Flächen für Renaturierungen gibt, gehen wir an Gewässer wie hier in Bremgarten, denn wir stören ja mit der Stromproduktion vor allem Gewässer», erklärt Busenhart.
Bernhard Koch ist Präsident der ortsbürgerlichen Fischereikommission und in dieser Funktion Projektbeteiligter. Er beurteilt das Resultat als bedeutende Aufwertung der Fischenz. Die Lösung auf der Hegnau diene den Fischen ungemein wegen der direkten Anbindung der grossen Weiher an die Reuss. Konkret: «Bei grossen Hochwassern können die Fische aus der Reuss in die höher liegenden Weiher seitlich ausweichen.» Das letzte grössere Hochwasser mit viel Sandeintrag war 2011.
Das Schlusswort gehörte Christoph Flory, dem Projektleiter «Auenstillgewässer Hegnau» von Pro Natura Aargau. Dieses Projekt sei deshalb beispiellos, weil alle Faktoren am selben Strick zogen: Militär, Forst, Kanton, Stadt, Fischerei, Umwelt und Natur. So habe man hier eine eindrückliche Fläche Land entsiegeln und der Natur zurückgeben können. Was sich in der unglaublichen Vielfalt an Fauna und Flora an Land und in den Gewässern widerspiegle. In den acht Jahren der Realisierung sind 100 000 Kubikmeter Boden umgeschichtet worden, 90 Prozent als gesiebter Sand wiederverwendet und etwa 7000 Kubikmeter als wertvoller Kies direkt in die Reuss geschüttet worden, als wertvolle Laichschicht für die Fische.
Nur eine Sache sei noch nicht geregelt, fügte Flory an: «Die neu entstandene Naturinsel braucht Unterhalt und Pflege. Aber die Natur ist geduldig.» Darauf wurde selbstverständlich angestossen. --hr