Das Freiamt schwitzt
28.06.2019 Beinwil/FreiamtDie Hitzewelle: des einen Leid, des andern Freud
Klettern die Temperaturen über 30 Grad, freuen sich die einen, während andere stöhnen. Diese Zeitung hat bei Experten nachgefragt, wie man sich vor der Hitze schützt.
Therry ...
Die Hitzewelle: des einen Leid, des andern Freud
Klettern die Temperaturen über 30 Grad, freuen sich die einen, während andere stöhnen. Diese Zeitung hat bei Experten nachgefragt, wie man sich vor der Hitze schützt.
Therry Landis
Eine Hotline für Hitzegeschädigte hat das Spital Muri nicht eingerichtet. Die Notaufnahme verzeichne zwar einen leichten Anstieg, doch dies geschehe jeweils auch während Grippewellen, in der Zeckensaison oder wenn Glatteis herrsche, sagt Martina Wagner, Medienbeauftragte. Momentan würden vor allem ältere Menschen, welche dehydriert sind, weil sie zu wenig trinken, notfallmässig eingeliefert. «Viele verspüren kein Durstgefühl. Beim Einkaufen oder Spazieren wird ihnen dann schwindlig oder sie erleiden einen Schwächeanfall», erklärt Wagner. Der Kreislauf sei bei Kleinkindern, Seniorinnen und Senioren weniger widerstandsfähig.
Trinken ist das «A und O»
«Halten sich Menschen in der Hitze auf, steigert sich der Flüssigkeitsbedarf auf mehrere Liter täglich.» Die Körpertemperatur von Bauarbeitern könne schnell auf lebensbedrohliche Werte steigen, das Gehirn dadurch anschwellen. «Also trinken, trinken, trinken», rät sie.
Martina Wagner lebt in einer Dachwohnung. «Da wird es im Moment so heiss, dass die Mücken sterben, bevor sie mich stechen können», erzählt sie mit einem Lachen. Sie lüftet am Morgen, wenn es draussen noch nicht allzu heiss ist. Danach hält sie die Fenster geschlossen und verdunkelt sie. «Ich stelle jeweils auch einen Ventilator auf den Fenstersims. So bläst er die kühle Morgenluft ins Zimmer.» Eine Schüssel mit kaltem Wasser würde diesen Effekt noch verstärken. «Man kann auch nasse Tücher aufhängen.»
Beduinen tragen keine Shorts
Das Pflegepersonal lüfte am frühen Morgen, Zimmertüren blieben geöffnet, während Türvorhänge für Privatsphäre sorgen. Auf Wunsch werden kühle Kompressen, Eisbeutel oder selber hergestellte Sprays aus Wasser und Pfefferminze verteilt. Den Patienten werden genügend Getränke angeboten und erfrischende Menüs serviert. «Auf heisse Suppe und schwer verdauliche Mahlzeiten hat niemand Lust.» Füsse in kaltes Wasser halten, es über Handgelenke oder Nacken laufen lassen. Das kühlt und hält den Kreislauf in Schwung. «Viele Menschen denken, je kürzer die Sommerkleider, desto besser. Da sollten wir uns an Beduinen orientieren», rät Martina Wagner. Lange, luftige Kleidungsstücke aus Leinen oder Baumwolle lassen die Luft zirkulieren. Der Schweiss bleibt auf dem Körper und kühlt ihn auf diese Weise. Eine Kopfbedeckung schützt vor Sonnenstich und Sonnenbränden.
So bleibt man cool
Kalt duschen erfrischt nur kurzfristig. Durch die Kälte ziehen sich die Gefässe zusammen und der Körper kann die Wärme weniger gut abtransportieren. Dasselbe gilt für stark gekühlte Getränke; lauwarmer Tee löscht den Durst länger. Wasser, natriumhaltiges Mineralwasser, Saftschorlen oder Früchtetees sind empfehlenswert. Leichte Speisen wie Salat und Obst helfen, den Wasserhaushalt des Körpers ins Gleichgewicht zu bringen. Sport, Gartenarbeiten, Einkäufe oder ausgedehnte Spaziergänge in die frühen Morgenstunden oder die Abendzeit verlegen. Dann ist auch die Ozonbelastung tiefer. Kinder oder Tiere niemals im Auto zurücklassen, auch nicht auf einem Schattenparkplatz. Die Temperatur in Fahrzeugen steigt innert kürzester Zeit auf tödliche Werte.