Abwehr-Architekt hört auf
31.05.2019 SportFussball, Schweizer Cup-Qualifikation: Wohlen – Köniz (Sa, 16 Uhr) – Stefano Milani beendet Karriere
Wohlen wurde zu seiner zweiten Heimat. Nun bringt der Tessiner Stefano Milani seinen Job als Architekten und das Fussballspielen nicht mehr unter einen Hut. ...
Fussball, Schweizer Cup-Qualifikation: Wohlen – Köniz (Sa, 16 Uhr) – Stefano Milani beendet Karriere
Wohlen wurde zu seiner zweiten Heimat. Nun bringt der Tessiner Stefano Milani seinen Job als Architekten und das Fussballspielen nicht mehr unter einen Hut. «Ich werde die Niedermatten vermissen», sagt der 28-Jährige. Zum Abschluss will er dem FCW noch in den Schweizer Cup verhelfen.
Stefan Sprenger
An vielen Orten spielte Stefano Milani. Doch nirgends gefiel es ihm so sehr wie in den Niedermatten. «Hier habe ich mich immer sehr wohlgefühlt. Wohlen ist meine zweite Heimat», sagt der Tessiner Stefano Milani. Er selbst wurde ebenfalls sehr geschätzt. Seine ruhige Art und seine strahlend blauen Augen sind sein Markenzeichen. Und seine souveräne Art in der Verteidigung. Fehler erlaubte er sich kaum. In der nächsten Saison wird er dem FC Wohlen fehlen.
Der mühsame Weg durch den Gubrist
Die Belastung war schon in dieser Spielzeit gross für den Architekten Milani. In Dietlikon ist er Leiter einer Architekturabteilung. Sie planen grösstenteils Mehrfamilienhäuser und Überbauungen. Milani übernimmt auch die Bauleitung und ist jeden Tag auf der Baustelle. Momentan ist er unter anderem der «Chef» einer Überbauung mit 28 Wohnungen in Wallisellen. «Der Job und das Fussballspielen, es war oftmals nur schwer aneinander vorbeizubringen», meint Milani. Meist musste er früher Feierabend machen, um es rechtzeitig ins Training zu schaffen. Der Weg von seinem Arbeitsort Dietlikon nach Wohlen und dann nach Hause nach Schlieren kostete viel Energie – vor allem weil der Weg durch den stauanfälligen Gubrist-Tunnel führt. «Ich verbrachte mehr Zeit in meinem Auto als auf dem Fussballplatz. Das ist ziemlich unvorteilhaft.»
Lange hat er sich überlegt, wie es weitergehen soll mit ihm und seiner grossen Leidenschaft, dem Fussball. Er hat mit seiner Frau, der Familie und den Freunden diskutiert und ist zum Schluss gekommen: «Es macht für mich viel mehr Sinn, wenn ich meine Karriere auf diesem Niveau beende. Auch wenn ich gerne noch weitergemacht hätte, aber der Aufwand ist zu gross geworden.»
Er war einst Topskorer
Somit endet eine starke Karriere. 70 Spiele hat er für den FC Wohlen gemacht – davon 39 in der Challenge League. Für keinen anderen Verein hat der Junioren-Internationale das Trikot mehr getragen. Nicht für Locarno (62 Spiele), nicht für United Zürich (53), nicht für den FC Winterthur (17) und nicht für den FC Wil (10 Spiele).
Was viele nicht mehr wissen: Als Milani in der Saison 2012/13 erstmals zum FC Wohlen wechselte, kam er als offensiver Mittelfeldspieler. Mit neun Toren war er in der damaligen Spielzeit der beste Torschütze des FC Wohlen. Später wurde er immer mehr zum Defensivspezialisten umfunktioniert. Er löste beide Aufgaben mit beeindruckender Konstanz und beging so gut wie nie einen Fehler. Besonders: Im Frühling 2013 erzielte er beim 2:2 gegen Locarno (im März) und beim 3:3 gegen Aarau (im Juni) jeweils einen Doppelpack. Wenig später folgte sein Tiefpunkt: Im September 2013 riss sein Kreuzband. Eine lange Leidenszeit begann. Doch er kämpfte sich zurück in die Challenge League beim FC Winterthur, setzte aber damals schon auf sein Architektur-Studium. Und nun ist er seit wenigen Jahren Architekt – und erfolgreich dabei. «Es ist mein Traumjob.»
Dass er seine Karriere mit einem Abstieg beendet, findet er natürlich enorm schade. «Aber wir Spieler sind selber schuld am Abstieg. Wir haben zu viele Punkte liegen lassen, besonders in den Duellen mit den direkten Konkurrenten La Chaux-de-Fonds, Münsingen, YF Juventus oder Brühl haben wir viel zu wenig Punkte ergattert. Vorne machten wir zu wenig Tore, hinten zu viele Fehler – es war wohl auch eine Frage der Qualität», so Milani. Umso mehr will er in seinem letzten Saisonspiel nochmals Gas geben. Es geht am Samstag (16 Uhr) um den Einzug in den Schweizer Cup. «Im letzten Spiel gegen Köniz will ich, dass wir uns für den Cup qualifizieren. Die Chancen, auf einen grossen Gegner sind dann vorhanden. Und ich kann nächste Saison in die Niedermatten kommen und mir das Spiel in aller Ruhe ansehen», lächelt Milani.