Die Ausstellung über Willi Wettstein
08.03.2019 MuseumAusstellung im Stadtmuseum ist dem «Fotografen und Chronisten dieser Stadt» gewidmet
Das war überfällig: eine Retrospektive über den «Fotografen Bremgartens» Willi Wettstein (1902–1982). Auf seinem Archiv bei Alois Stutz ...
Ausstellung im Stadtmuseum ist dem «Fotografen und Chronisten dieser Stadt» gewidmet
Das war überfällig: eine Retrospektive über den «Fotografen Bremgartens» Willi Wettstein (1902–1982). Auf seinem Archiv bei Alois Stutz aufbauend und mit dessen beflissener Mithilfe haben die Historiker der Stadt eine einzigartige Ausstellung zusammengestellt.
Willi Wettstein, geboren am 4. März 1902, war Fotograf mit Leib und Seele. Schon während seines Studiums in Einsiedeln war er der omnipräsente Starfotograf. Alles hat er abgelichtet: Professoren, Mitschüler, Kirchen, Landschaften – dannzumal in alter Technik alles auf Glasplatten, welche er selber entwickelte und verarbeitete. Und als ihm die damalige Technik nicht genügte und er ein breiteres Aufnahmeformat suchte, baute er sich halt selber eine Holzkamera, die heute noch funktioniert – es war die erste Panoramakamera weltweit. Willi Wettstein hat 1929 damit das erste Panorama von Bremgarten fotografiert.
Nichts war vor ihm sicher
Willi Wettstein zeigt einen interessanten Lebenslauf. Er absolvierte in Einsiedeln die Matura und studierte anschliessend Theologie in Luzern. Nur kurz vor der Primiz entschloss er sich, Fotograf zu werden. Bei Meister Schafgans in Bonn erlernte er das Porträtieren. Und in der Rekrutenschule verlor er wegen einem Ast ein Auge. 1929 heiratete er Maria von Moos aus Sachseln. Im selben Jahr richteten sich die beiden am Bogen 10 in Bremgarten – im «Wettsteinhaus» – ihr Fotogeschäft ein. Seine Frau führte den Laden – Willi interessierte sich eher fürs Fotografieren als für die Ökonomie-, er war fürs Handwerkliche da: Fotografieren, Einrahmungen und Buchbinden.
Jetzt konnte er seine gewünschte Laufbahn starten. Nichts war vor Willi Wettstein sicher, alles wurde fotografiert: Geburten, Taufen, Hochzeiten, 1. Schultag, Kommunion, Firmung, Tod und jedes Fest, Theater, alle Operetten, Unfälle, Militär – und alle Gebäude in Bremgarten. Zu den Höhepunkten seiner Laufbahn gehört der nur eine halbe Stunde dauernde unangemeldete Blitzbesuch von General Henri Guisan beim Kasino in Bremgarten – einzigartige Bilder gelangen ihm.
Auswahl aus 800 Fotografien
Willi Wettstein war ein echter Freund Bremgartens. Er war 25 Jahre lang Aktuar beim Gewerbeverein, er hatte am Bogen eine eigene Weihnachtsbeleuchtung installiert und reklamierte beim Stadtrat regelmässig wegen der Ungleichbehandlung der «Unterstädter». Beim Luftschutz war er von 1939 bis 1945 für die Überwachung auf dem Spittelturm eingeteilt. Und er war ein begeisterter Töfffahrer. Er besass eine BMW 750 Kubik, seine Lieblingstour war Furka–Grimsel–Sustenpass. Erstaunlicherweise hat er auf seinen Töffreisen kaum Fotos gemacht. Alois Stutz, der jeweils auf dem Sozius mitfahren durfte, erzählt, dass er auf dem Rücksitz eher gelitten habe. Denn Willi habe ihm zwar die ganze Geografie erklärt, doch jedes Mal sei er fast erstickt, wenn der Onkel Willi ihm seinen fürchterlichen Stumpenrauch nach hinten ins Gesicht geblasen habe.
Die neue Ausstellung im Stadtmuseum Bremgarten am Kornhausplatz in der Unterstadt basiert auf über 800 Fotoaufnahmen aus dem Willi-Wettstein-Fotoarchiv von Alois Stutz. Zur Einführung berichtet am Donnerstag, 21. März, 20.15 Uhr, im Hotel Sonne Bremgarten, 1. Stock, Alois Stutz über seinen Onkel und dessen Lebenswerk. --rts