Ein Viertel des gesamten Budgets
26.02.2019 FilmMonika Schmid war als Kostümbildnerin für den Film «Zwingli» tätig – in Muri berichtete sie davon
Historisch und dramatisch in einem. Der Film «Zwingli» bewegt die Kinobesucher – auch in Muri. Kostümbildnerin Monika Schmid berichtete im ...
Monika Schmid war als Kostümbildnerin für den Film «Zwingli» tätig – in Muri berichtete sie davon
Historisch und dramatisch in einem. Der Film «Zwingli» bewegt die Kinobesucher – auch in Muri. Kostümbildnerin Monika Schmid berichtete im Anschluss von ihrer detailgetreuen und zeitintensiven Arbeit als Kostümbildnerin. Über 1000 Gewänder brauchte es für den Film über Reformator Zwingli.
Annemarie Keusch
Der Regisseur und die Hauptdarsteller. Meistens stehen sie im Fokus – oft nur sie. Kritiken, ob positive oder negative, werden oft nur über sie und ihre Arbeit geschrieben. Dass im Zuge des Schweizer Films «Zwingli» nicht nur über Regisseur Stefan Haupt und Huldrych-Zwingli-Darsteller Max Simonischek geredet wird, zeigt, wie auffällig und überzeugend die Kostüme sind. In Muri gewährte Monika Schmid einen Einblick in ihre Arbeit als Kostümbildnerin und die grossen Herausforderungen, die der Film, der im Jahr 1519 anfängt, mit sich bringt.
Ob sie sich das wirklich antun wolle? Monika Schmid überlegte lange. Neben dem Angebot, die Kleider für «Zwingli» zu organisieren und anzufertigen, klopfte eine zweite Film-Crew bei ihr an. Schliesslich entschied sie sich für den Mittelalter-Film und gegen den zeitgenössischen. «Zum Glück», wie sie im Nachhinein sagt. Die Kleiderpalette und die Arbeit im Vorfeld sei vielseitiger und schöner gewesen, als sie gedacht habe.
Einige schlaflose Nächte hinter sich
Und die Zahl der Herausforderungen war gross. Nur schon, weil total über tausend Gewänder gefragt waren. «Für die vielen Statisten haben wir natürlich nicht separate Gewänder genäht», betonte Schmid. Aber viel Wert wurde auch auf ihre korrekte Kleidungsweise gelegt. Das zeigt Schmids Reise quasi quer durch halb Europa, um in den verschiedenen Fundus das Richtige aufzutreiben. Berlin, Madrid, Prag – bis die 300 Statisten eingekleidet waren, legte Schmid einige Kilometer zurück.
Der Hauptteil der Arbeit lag zu diesem Zeitpunkt aber schon hinter ihr. Alleine die Recherche nahm zwei Monate in Anspruch. «Ich habe mich in viele Themen eingelesen – und das in der alten deutschen Schrift –, mit vielen Historikern das Gespräch gesucht. Nur waren diese sich, was die Kleidung der Kleriker angeht, alles andere als einig», führte Schmid aus.
Das Hauptproblem: Fotos aus der damaligen Zeit gibt es keine, Zeichnungen entstanden erst später. Wie die Äbtissin ausgesehen hat? Wann der Priester einen Hut trägt? Klare Antworten gab es keine. «Ich musste mich damit abfinden, dass die Kleider nicht für alle Historiker korrekt angefertigt sind.» Entsprechend nervös sei sie gewesen vor der Premiere. Schmid spricht von schlaflosen Nächten, von der Schwierigkeit, nur schon die richtigen Stoffe für die mittelalterlichen Kleider zu finden. Der Stoff für das Gewand von Hauptdarsteller Simonischek beispielsweise wurde eingefilzt, um es für 1519 authentisch zu machen.
20-köpfiges Team
Monika Schmid spricht aber auch über andere Herausforderungen. Beispielsweise die Grösse von Zwingli-Darsteller Simonischek, dessen lange Arme und die Tatsache, dass er bis kurz vor Drehstart im Ausland war, also seine Gewänder nie anprobieren konnte. Eine Nachtschicht für Schmid und ihr rund 20-köpfiges Team war die Folge. Viel Handarbeit sei gefragt gewesen. «Vor allem die Hüte stellten uns vor grosse Schwierigkeiten», sagte Schmid, die sich nicht selber an die Nähmaschine setzte. «Dafür wäre ich zu nervös», meint sie. Entwerfen, das war ihre Haupttätigkeit. Und Verantwortung tragen, wenn die Kritiken nicht positiv wären.
Positiv waren sie aber. Die Kostüme beeindrucken. Aber sie haben auch ihren Preis. 5,5 Millionen Franken betrug das Budget für «Zwingli». Wie viel der Anteil der Kostüme genau ausmacht, will Schmid im Interview mit Kino-Mansarde-Leiter Reto Holzgang nicht sagen. «Mindestens einen Viertel», deutet sie die hohen Kosten an. Die anfänglichen Zweifel am Mittelalter-Film verwandelten sich bei Monika Schmid in Begeisterung. «Es war eine tolle Herausforderung.» Und die vielen Kleider sind eine tolle Ergänzung zu ihrem persönlichen Kostümfundus.