Der Mann, dem die Ski-Stars vertrauen
15.02.2019 SkiHampi Schläpfer aus Zufikon kennt die Ski-Szene
Kaum jemand im Freiamt kennt so viele Ski-Grössen wie Hampi Schläpfer.
In 45 Jahren als Service-Mann beim Sportartikelhersteller «Head» hat Hampi Schläpfer ...
Hampi Schläpfer aus Zufikon kennt die Ski-Szene
Kaum jemand im Freiamt kennt so viele Ski-Grössen wie Hampi Schläpfer.
In 45 Jahren als Service-Mann beim Sportartikelhersteller «Head» hat Hampi Schläpfer zahlreiche grosse Namen der Ski-Szene betreut und kennenlernen dürfen. Schläpfer, der auch im Fussball und Tennis tätig war und teilweise noch ist, bilanziert die Ski-WM bis anhin und erzählt von seinen Erlebnissen. --jl
Ein Büro auf dem Skilift
Serie zur Alpinen Ski-Weltmeisterschaft: Hampi Schläpfer aus Zufikon ist ein Kenner der Ski-Szene
Ob im Fussball, Tennis oder Skisport, Hampi Schläpfer konnte in allen drei Sportarten seine Erfahrungen sammeln. Nach 45 Jahren als Servicemann bei Head ist er in der Ski-Szene immer noch sehr gut vernetzt.
Josip Lasic
«Wir sitzen da wie zwei Teenager und basteln an ihrem Helm herum», erzählt Hampi Schläpfer. «Wir» sind in diesem Fall Schläpfer selbst und Lara Gut-Behrami. Von der «Bastelstunde» existiert ein Foto, das dieser Zeitung vorliegt, aber nicht abgedruckt werden darf, da Lara Gut-Behrami Schläpfer darum gebeten hat. Dieses Foto zeigt allerdings, wie der Status von Hampi Schläpfer in der Welt des Skisports ist. 45 Jahre lang hat er als Servicemann bei der Firma Head gearbeitet. Er war an 18 Weltmeisterschaften und elf Olympischen Spielen dabei. Mit 65 liess er sich pensionieren, er hilft aber im Bereich Brillen und Helme trotzdem noch aus. «Ich gehe nicht mehr auf grössere Reisen», sagt der mittlerweile 72-Jährige. «Normalerweise kommen die Leute zu mir. Da es bei Lara wegen ihren Trainings nicht möglich war, ging ich zu ihr ins Tessin», so Schläpfer. «Ich wollte ihr helfen. Schliesslich hat der Helm nicht gepasst. Wenn er nicht passt, passt er nicht. Bei ihr hätte es aber wieder geheissen sie sei eine Zicke. Ich persönlich hatte aber nie das kleinste Problem mit ihr.»
Die kleine Mikaela Shiffrin getroffen
In seinem Haus in Zufikon waren schon zahlreiche Grössen des Schweizer und des internationalen Skisports zu Besuch. Er durfte sich in seinen vier Wänden beispielsweise um die Brillen und Helme von Beat Feuz oder Wendy Holdener kümmern. Sandro Viletta, Goldmedaillengewinner an den Olympischen Spielen in Sotschi 2014, spielt wie Schläpfer im Tennis-Club Bremgarten. «Viletta sehe ich häufig», sagt Schläpfer. «Ein sehr guter Typ.» Seine Tür steht zahlreichen Athleten diverser Nationen offen. «Wenn ein Skifahrer, der mich kennt, in Zürich auf einem Anschlussflug warten muss, ist er bei mir herzlich willkommen», so Schläpfer.
Andere Grössen hat er bei seinen Einsätzen vor Ort kennengelernt. Beispielsweise ein «bildhübsches 14-jähriges Mädchen, bei dem es hiess, dass sie eine ganz Grosse werde.» Dieses bildhübsche 14-jährige Mädchen ist heute 24 Jahre alt. Die Rede ist von Mikaela Shiffrin, der US-amerikanischen Dominatorin, die bereits jetzt zu den erfolgreichsten Skirennläuferinnen der Geschichte gehört.
Hauptsache: Head auf dem Podest
Schläpfer ist ein heimlicher Star, auch wenn er sich nie als ein solcher betrachten würde. «Ich bin ein kleiner Fisch», sagt er. «Ich hatte aber das Privileg, einen sehr schönen Beruf auszuüben.» Schläpfer war für den Sportartikelhersteller Head als Servicemann für Skibindungen, Brillen und Helme tätig. Noch heute hat er gute Beziehungen zu seinem ehemaligen Arbeitgeber. «Für mich ist es wichtig, dass ein Head-Fahrer auf dem Podest ist», sagt Schläpfer. «Klar bin ich Patriot und bevorzuge die Schweizer Fahrer. Aber wenn Head auf dem Podest steht, bin ich zufrieden.»
Dabei war Schläpfer immer hilfsbereit und stand auch Fahrern anderer Ausrüster stets hilfreich zur Seite. Ein Grund, weshalb ihm Fahrer aller Nationen bis heute vertrauen. Seine Arbeit hat er genossen. «Am Morgen früh auf dem Skilift sein, das schöne Wetter zu sehen und zu sich sagen, ‹Hampi, das ist dein Büro›, ist ein wunderschönes Gefühl.» Heute bevorzugt er laut eigener Aussage allerdings, unter der Decke im Warmen zu sein, wenn Skirennen im Fernsehen laufen.
Eiskalter WM-Ort Åre
Während seiner Zeit im Skisport war Schläpfer bereits im schwedischen Åre, wo aktuell die Ski-Weltmeisterschaften stattfinden. Zuletzt im Jahr 2007, als die WM das letzte Mal dort stattfand. «Was man im Fernsehen sieht, deckt sich eins zu eins mit meinen Erfahrungen», sagt Schläpfer. «Temperaturen von minus 30 Grad, gefühlt mit dem Wind bis zu minus 50 Grad. Die Häuser zugefroren. Die Gebäude sahen eher wie Iglus aus.» Schläpfer beschreibt den Ort als sehr idyllisch, aber anfällig für kalte Temperaturen und schlechtes Wetter.
Mit den Leistungen der Schweizer in Åre ist Schläpfer sehr zufrieden. «Man muss realistisch bleiben», sagt er. «Die Differenz zwischen den Spitzenathleten ist sehr klein. Es braucht wenig, und die Medaille ist weg.» So hat Schläpfer beispielsweise prophezeit, dass eine verkürzte Abfahrt bei den Männern für die Schweizer ein Problem sein könnte. Der 4. Platz von Beat Feuz, der die Medaille knapp verpasste, hat Schläpfers Vermutung bestätigt. Obwohl er bei den grossen Anlässen nicht mehr vor Ort ist, beweist Schläpfer, dass er nach wie vor ein Kenner der Ski-Szene ist. Vor der Abfahrt der Frauen war er auf die Leistung von Lindsey Vonn gespannt, die das letzte Rennen ihrer Karriere bestritten hat. Er war sich nicht sicher, ob sie nach ihrem Sturz beim Super-G Vollgas geben würde. Eine Medaille hat er ihr allerdings zugetraut. Die US-Amerikanerin gewann Bronze.
Der Sport als Lebensschule
Schläpfer war allerdings nicht nur im Skisport tätig, sondern auch als Fussballspieler und -trainer sowie als Tennisspieler und -lehrer. «Als ich bei Head verabschiedet wurde, waren viele Leute erstaunt, wie viel ich erlebt habe», sagt er.
Der Sport habe ihm viel gegeben, erzählt er. Einerseits habe er ihn jung und fit gehalten, andererseits habe er viel gelernt. Beispielsweise als Fussballtrainer. «Im Beruf war ich dank dem Fussballsport viel teamorientierter», erzählt Schläpfer als Beispiel. Abgesehen davon hat er viele schöne Erlebnisse und zahlreiche Bekanntschaften aus dem Sport mitgenommen. «Die neuen Trainer im Skisport kennen mich nicht mehr alle», erzählt er. «Das ist in Ordnung so. Es kommt eine neue Generation.» Die aktuelle Generation der Athleten kennt ihn jedenfalls noch. Unter Umständen besucht ihn sogar ein Medaillengewinner auf dem Heimweg aus Åre.