Daniel Marti, Chefredaktor.
Da liege ich also. Rund herum weisse Abdeckungen aus Stoff. Leicht nervös. Abwarten, was da kommen wird. Der Anfang war schon mal ganz sympathisch. Das Einchecken sehr freundlich. Alle Angaben gemacht, bis hin zur ...
Daniel Marti, Chefredaktor.
Da liege ich also. Rund herum weisse Abdeckungen aus Stoff. Leicht nervös. Abwarten, was da kommen wird. Der Anfang war schon mal ganz sympathisch. Das Einchecken sehr freundlich. Alle Angaben gemacht, bis hin zur Telefonnummer meiner Frau – weiss man die in Zeiten von Handys und deren Speicherqualitäten überhaupt noch? Ja, am Ende hat es glaubs eine 85… Das Anmelden ist wie im Hotel. Willkommen und schönen Aufenthalt. Und das in unserem regionalen Spital in Muri.
Es war eine routinemässige Untersuchung. Nichts Schlimmes. In einem gewissen Alter macht man das eben, so nach 50. Und die Schwiegermutter hat es auch gewünscht, man trägt ja auch Verantwortung. Deshalb: Vorbeugen und Prävention sind wichtig.
Wird schon gut sein, denke ich im weissen Abteil. Dann kommt sie herein. Sie stellt sich vor, sie sei verantwortlich für meine Narkose. Sie könne hier drehen an meinem Arm und über eine Kanüle, eine Injektionsnadel, eine Flüssigkeit injizieren. Schlafmittel. Narkose. So 30 Minuten lang. Sie könne das regulieren wie Zauberei, sagt sie. Mehr oder weniger Narkose. Bis ich gar nicht mehr aufwachen würde, schiesst es mir durch den Kopf. Und ich frage sie genau das. Natürlich, lacht sie. Sie solle das bitte lassen, antworte ich. Es gefalle mir hier bestens. Ihr auch, entgegnet die Narkose-Spezialistin. Das Freiamt sei wunderschön, erklärt sie. Die Landschaft, die Leute, die Fasnacht, der kurze Arbeitsweg. Sie als gebürtige Innerschweizerin werde immer hier bleiben. Ich auch. «Ja, dann sehen wir uns spätestens im Himmel wieder, also sofern sie es irgendeinmal auch auf dem direkten Weg dorthin schaffen werde», sage ich noch. Genug geschwatzt. Sie dreht an diesem Knopf – und das Bild, das ich vom OP-Raum sehe, wird langsam verschwommen.
Eine halbe Stunde später die Gewissheit: Der Himmel kann definitiv warten. Zum Glück. Und der Chefarzt steht schon daneben. «Alles bestens», sagt er zu mir. «Kommen Sie in zehn Jahren wieder.» Alles bestens, erwidere ich. «Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt, und die Narkose-Spezialistin hat das echt gut gemacht.» Ich verlasse das weisse Abteil, trete auf den Korridor und drinnen höre ich den Arzt zur Narkose-Spezialistin sagen: «Wunderbar, ich glaub es fast nicht: der hat Sie gelobt.»