«Für 30 bis 40 Jahre planen»
04.01.2019 ArbeitGespräche mit Persönlichkeiten zum Jahresauftakt – zum Beispiel mit Peter Spring, Widen
Sie hatten 2018 in ihrem Amt eine Nuss zu knacken oder stellen sich im kommenden Jahr einer anspruchsvollen Aufgabe. Die Redaktion hat sich mit neun ...
Gespräche mit Persönlichkeiten zum Jahresauftakt – zum Beispiel mit Peter Spring, Widen
Sie hatten 2018 in ihrem Amt eine Nuss zu knacken oder stellen sich im kommenden Jahr einer anspruchsvollen Aufgabe. Die Redaktion hat sich mit neun Persönlichkeiten für ein Gespräch bei einem Kaffee oder einem Mineral getroffen.
Lis Glavas
In Bremgarten steht der Entscheid zur Zukunft des Alterszentrums Bärenmatt an. Widens Gemeindeammann Peter Spring hat im November das Präsidium des Verbandes Regionale Alterszentren Bremgarten, Mutschellen, Kelleramt übernommen. Dem Verband gehören zehn Gemeinden an. Bis zur Abgeordnetenversammlung am 2. Mai sollen sich die Gemeinderäte auf ein Projekt einigen und dieses ihren Stimmberechtigten gemeinsam vorlegen.
Langfristig denken
Bei einem Kaffee ging Peter Spring auf die heikle Situation ein. Seit bald vier Jahren befasst sich der Verband mit der sanierungsbedürftigen Bärenmatt. Augenfällig ist das von der Aargauischen Gebäudeversicherung bisher nur geduldete Provisorium der extern angebrachten Nottreppe. Peter Spring sagt: «Die Bärenmatt hat ihren Zweck über 30 Jahre lang gut erfüllt, die Bewohnenden fühlen sich auch heute noch wohl hier. Da nun aber der Sanierungsbedarf unbestritten ist, müssen wir uns auf ein Projekt für die nächsten 30 bis 40 Jahre einigen.»
Als langfristig sinnvollste Variante propagiert der Vorstand einen Neubau auf der Wiese neben dem Alterszentrum Burkertsmatt in Widen. Mit diesem würden die Pflegeplätze – inklusiv Demenz- und Palliativpflege – in Widen konzertriert. Die Bärenmatt in Bremgarten würde in Alterswohnungen mit Betreuung umgebaut. Dieser Variante stehen die Sanierung und der Umbau der Bärenmatt für eine Kombination von Pflegeplätzen und Alterswohnungen gegenüber. Für beide Projekte sind rund 35 Millionen Franken veranschlagt. In der Berechnung der zweiten Variante ist ein Provisorium für vier Millionen Franken enthalten, das sich mit einem Neubau erübrigen würde. Diesen könnten die Bewohnenden aus der Bärenmatt direkt beziehen. Mit dem Verzicht auf Pflegeplätze in Bremgarten sind viele nicht einverstanden. Peter Spring fordert die Bereitschaft zu Konzessionen, ob für die eine oder die andere Variante. «Wenn alle auf ihren Standpunkt beharren, wird es schwierig.»
«Wir besteigen einen 3000er»
«Auf einen Kaffee mit...»: Peter Spring, Präsident des Gemeindeverbandes Alterszentren
An der letzten Abgeordnetenversammlung liess sich Peter Spring ins Präsidium wählen. Der Zeitpunkt ist heikel. An der Frage über die Zukunft des Zentrums Bärenmatt scheiden sich die Geister. Er fordert Führungsaller Gemeinderäte.
Lis Glavas
Herr Spring, bis zur Versammlung am 2. Mai sollen sich die Abgeordneten beziehungsweise die Räte der zehn Verbandsgemeinden auf eine Variante «Bärenmatt» einigen, die sie ihrem Stimmvolk vorlegen wollen. Ist das realistisch?
Peter Spring: Es ist lösbar, wenn alle bereit sind, Konzessionen einzugehen. Wenn alle auf ihren Standpunkten beharren, wird es schwierig.
Wenn es nicht gelingt, ist der Verbandsvorstand blockiert.
Ja. In dieser Angelegenheit ist nur ein Entscheid falsch, nämlich kein Entscheid. Ich erwarte von den Politikern, dass sie hinstehen, diesen Entscheid fällen und ihrer Bevölkerung erklären.
Der Stadtrat Bremgarten will die Bevölkerung dazu befragen. Sie aber sprachen sich gegen Umfragen aus. Warum?
Selbstverständlich ist auch mir die Meinung der Bevölkerung wichtig. Aber ich sehe uns jetzt in der Situation eines Bergführers. Er steht mit zehn Teilnehmern an einer Weggabelung kurz vor dem Gipfel eines 3000ers. Wenn er fragt, welchen Weg sie nehmen möchten, bekommt er unterschiedliche Antworten. Die Teilnehmer müssen entscheiden, ob sie ihm auf dem von ihm gewählten Weg folgen wollen, nachdem er seinen Entscheid begründet hat.
Der Vorstand favorisiert die Variante mit dem Neubau in Widen. Er würde die Pflegeplätze in Bremgarten ersetzen. Sie sind Gemeindeammann von Widen. Tragen Sie zwei Hüte?
Fast alle im Vorstand tragen zwei Hüte, sind verantwortlich für den Verband und als Ammänner oder Gemeinderäte für die Interessen ihrer Bevölkerung. Im Vorstand müssen Mehrheitsentscheide mitgetragen werden. In den Gemeinden vertreten wir die Interessen unserer Bevölkerung.
Die Gemeinde Widen soll das Areal neben dem Zentrum Burkertsmatt im Baurecht zur Verfügung stellen. Abgeordnete befürchten, die Stimmberechtigten Widens könnten den Verkauf des Areals fordern.
Ich kann nicht für die Bevölkerung Widens sprechen. Der Gemeinderat und die Finanzkommission Widens befürworten eine Verpachtung des Landes, ein konkretes Angebot dazu liegt auf dem Tisch. Entscheiden muss jedoch die Gemeindeversammlung. Garantieren kann ich nichts. Aber als Killerkriterium sehe ich das nicht. Widen hat wenig Arbeitsplätze. Der Neubau würde welche schaffen. Weniger Freude würde es machen, das Areal für ein Provisorium zur Verfügung zu stellen. Aber der Gemeinderat hat auch für diese Variante seine Zustimmung gegeben.
Es bleibt nicht viel Zeit für die Einigung unter den Gemeinderäten. An der letzten Versammlung wurde die Diskussion am runden Tisch angekündigt. Wie steht es damit?
Es sind drei runde Tische terminiert, jeweils im Januar, Februar und März. Teilnehmer sind die zehn Gemeindeammänner und je ein Abgeordneter ihrer Wahl. Bis Ende März haben wir also die Chance, in einer Auslegeordnung alle Fragen zu diskutieren und hoffentlich zu klären. Momentan ist alles offen. Spekulationen bringen jetzt nichts.
Sehen Sie ein Killerkriterium in diesen Diskussionen?
Problematisch wären unterschiedliche Interessen der Berg- und Talgemeinden. Es ist nicht alles an zwei Orten zu haben, Pflegebetten inklusive Demenz- und Palliativpflege und Alterswohnungen mit Betreuung. Man müsste sich fragen, ob es noch Sinn macht, die beiden Häuser gemeinsam zu führen. Für die Organisation und das Management wäre das ausserordentlich schade.
Die Organisation ist der schwierig zu führende Gemeindeverband. Die seit Längerem vorgesehene Rechtsformänderung wurde sistiert. Bedauern Sie die Sistierung?
Nicht unbedingt. Es hat alles Vorund Nachteile. Im Gemeindeverband gelingt vieles im Kompromiss. Aber die Frage nach der zukünftigen Organisation bleibt. Wir Politiker sind nicht Profis in Altersfragen. Diese be- finden sich in der Geschäftsleitung und müssen extern beigezogen werden können. In der zukünftigen Organisation sind Fachleute gefragt. In einer öffentlich rechtlichen Anstalt könnten wir externe Fachleute für die Führung einbinden, während die Gemeinderäte die Abgeordnetenversammlung bilden würden.
Warum übernahmen Sie dieses anspruchsvolle und vielleicht auch undankbare Verbandspräsidium?
Ich gehe mit 63 Jahren vorzeitig in Pension und werde noch im Gemeinderat und in verschiedenen Projekten weiterarbeiten. Der Zeitpunkt der Anfrage war günstig. Ich kann die erforderliche Zeit für dieses Amt aufbringen. Zudem spüre ich einen guten Drive im Managementteam der beiden Zentren. Es zeigt viel Herzblut. Ich hoffe sehr, dass ich das Projekt Bärenmatt politisch weiterbringen, die zehn Gemeinden auf die richtige Bergroute führen kann.