Südumfahrung noch weit weg
04.12.2018 VerkehrGrossrat Harry Lütolf thematisiert die Entlastung des Zentrums von Wohlen vom Durchgangsverkehr
Verstopfte Strassen und der Durchgangsverkehr im Zentrum. Dieses Thema nahm CVP-Grossrat Harry Lütolf auf. Er sprach auch gleich allfällige Verbesserungen und ...
Grossrat Harry Lütolf thematisiert die Entlastung des Zentrums von Wohlen vom Durchgangsverkehr
Verstopfte Strassen und der Durchgangsverkehr im Zentrum. Dieses Thema nahm CVP-Grossrat Harry Lütolf auf. Er sprach auch gleich allfällige Verbesserungen und Entlastungen an. Lütolf forderte Auskunft über die Südumfahrung, die beim Kanton anscheinend keinen hohen Stellenwert hat.
Daniel Marti
Der Verkehr nimmt laufend zu. Die Stauzeiten ebenfalls. Im Wohler Dorfzentrum gibt es beispielsweise zu Haupteinkaufszeiten oder an Samstagen fast kein Durchkommen mehr. Zu viele Autos und zu wenig Ausweichmöglichkeiten – so ist zumindest das Gefühl. Harry Lütolf wollte Auskunft zur aktuellen Situation in und um Wohlen. Deshalb reichte der CVP-Grossrat eine Interpellation ein, nun liegen die Antworten zu den sieben Fragen vor.
«Dem Binnenverkehr nützt eine Umfahrung nichts»
Ob der Regierungsrat auch der Ansicht sei, dass das Zentrum in Wohlen dringend vom Durchgangsverkehr entlastet werden müsse, wollte Lütolf wissen. Wohlen weist einen durchschnittlichen täglichen Verkehr von 16 895 Fahrzeugen auf (Stand 2015) – gemessen an der Villmergerstrasse. Und bei der Verbindung zwischen Villmergen und Bremgarten wird der Anteil des Durchgangsverkehrs über alle Einfallsachsen mit rund 35 Prozent angegeben. «Zu beachten ist, dass bei einem Anteil des Durchgangsverkehrs von 35 Prozent über alle Einfallsachsen der übrige Verkehr dem Ziel- und Quellverkehr sowie dem Binnenverkehr der Gemeinde Wohlen zuzuordnen ist», schreibt der Regierungsrat. Das bedeutet nichts anders, als dass der grosse Verkehr in Wohlen hauptsächlich hausgemacht ist.
Eine mögliche Südumfahrung von Wohlen – das ist auf der Ortsseite zwischen Wohlen und Waltenschwil – machte Harry Lütolf zum Mittelpunkt seines Vorstosses. Und in diesem Punkt greift der Regierungsrat bereits bei der Kommentierung der Verkehrsbelastung vor. Der hohe Anteil des hausgemachten Verkehrs lässt sich laut Regierungsrat «nur sehr beschränkt über eine Umfahrung beeinflussen. Dem Binnenverkehr innerhalb der Gemeinde nützt eine Umfahrung nichts.»
Noch kein Handlungsbedarf – erste Abklärungen erst 2020
Weiter hält der Regierungsrat fest, dass die Vorabklärungen kein eindeutiges Ergebnis ergeben. Ob dies nun eine Umfahrung, ein Ausbau beziehungsweise eine Umgestaltung der Ortsdurchfahrt in Wohlen werden soll.
Zwar werden die Belastungskriterien betreffend Durchgangsverkehr an der Villmergerstrasse, an der Bünz- und der Zentralstrasse überschritten. Aber die Schwerverkehrsanteile werden an keiner Messstelle überschritten. Zusammenfassend lässt sich laut Regierung sagen, dass sich ein Handlungsbedarf im Zentrum von Wohlen und nach Westen in Richtung Bünztalstrasse abzeichnet. Allerdings: «Als dringlich wird der Handlungsbedarf noch nicht beurteilt.»
Im Hinblick auf ein Konzept Verkehrsmanagement im Raum Wohlen sei zu klären, ob eine Südumfahrung Wohlen zu berücksichtigen sei, so der Regierungsrat. Diese Abklärung, also eine Zweckmässigkeitsbeurteilung, ist frühestens ab dem Jahr 2020 vorgesehen.
Auch zur Klärung der Zweckmässigkeit einer Südumfahrung sei eine Erhebung vorzunehmen. Gemäss Department Bau, Verkehr und Umwelt sind in den nächsten zwei Jahren im Raum Wohlen Verkehrserhebungen vorgesehen.
Diverse Alternativen prüfen
Harry Lütolf äusserte zudem Bedenken betreffend dem neuen Hochwasserrückhaltebecken zwischen Wohlen und Waltenschwil. Hier gibt es Entwarnung aus Aarau: «Das Hochwasserrückhaltebecken Wohlen verhindert eine Realisierung der Südumfahrung Wohlen nicht.»
Wenig Angaben gibt es dagegen zu den möglichen Kosten. Der CVP-Grossrat holt in seinem Vorstoss eine Studie von 2009 hervor: Die 2,5 Kilometer lange Südumfahrung würde Kosten von 40 Millionen Franken verursachen. «Die Abschätzung der Kosten einer Südumfahrung setzt ein Projekt voraus», schreibt der Regierungsrat, «und Angaben zu einer Bestvariante einer Südumfahrung ergebe zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn.» Weder Linienführung noch Strassentrassees sind bekannt, und folglich auch keine Unter- oder Überführungen. Das Einzige, was bis jetzt besteht, ist die bisher ausparzellierte Fläche.
Der Regierungsrat gibt weiter zu bedenken, dass auch Alternativen zu prüfen sind. Ob beispielsweise eine nordöstliche Umfahrung von Wohlen zielführend wäre, sei zu untersuchen. Auch eine Anpassung der bestehenden Ortsdurchfahrt von Wohlen könnte eine mögliche Variante darstellen.
Erhebung wäre nach zwölf Jahren wieder fällig
Aus Aarau gibt es keine konkreten Zeichen, die Richtung Südumfahrung gehen könnten. Aber dies bremst Harry Lütolf keinesfalls. Der Interpellant geht nun auf Gemeinderäte und Bauverwaltung und eigene Parteimitglieder zu, die Antworten des Regierungsrates zur Entlastung des Zentrums Wohlen vom Durchgangsverkehr zu analysieren und allenfalls etwas beizufügen.
Zumindest eine neue Verkehrserhebung mit Ermittlung des Durchgangsverkehrs «wäre wieder mal fällig», betont er. Die letzte Ermittlung dieser Art erfolgte gemäss Regierungsrat vor zwölf Jahren. Seither ist doch einiges gegangen in der Region – vor allem, was das Wachstum und die Verkehrszunahme angeht.