Strebel ist nicht mehr Grossrat
14.12.2018 Grosser RatAm Dienstag war er zum letzten Mal als Grossrat im Aargauer Regierungsgebäude. Während knapp 15 Jahren vertrat der Murianer Herbert Strebel die Anliegen des Bezirks Muri im Kanton. Eines seiner Hauptaugenmerke legte er dabei auf den öffentlichen Verkehr. Nun hörte er zwei ...
Am Dienstag war er zum letzten Mal als Grossrat im Aargauer Regierungsgebäude. Während knapp 15 Jahren vertrat der Murianer Herbert Strebel die Anliegen des Bezirks Muri im Kanton. Eines seiner Hauptaugenmerke legte er dabei auf den öffentlichen Verkehr. Nun hörte er zwei Jahre vor den offiziellen Neuwahlen auf. «Weil eine Nachfolgerin mit Wille nachrückt», sagt er. Franziska Stenico übernimmt seinen Platz. --ake
Keine Angst vor schwarzem Loch
Fast 15 Jahre lang vertrat der Murianer Herbert Strebel den Bezirk Muri im Grossen Rat
Sehen, wie alles zusammenspielt – das wollte Herbert Strebel, als er 2004 mit dem Rücktritt von Flory Dubler in den Grossen Rat nachrückte. Dort setzte er sich bis am letzten Dienstag für die Anliegen aus dem Bezirk Muri ein, speziell auch für die Verbindungen der öffentlichen Verkehrsmittel.
Annemarie Keusch
Die letzte Diskussion machte es ihm leicht. Am Dienstag erlebte Herbert Strebel seinen letzten Tag als Grossrat im Aargauer Regierungsgebäude. Im Zentrum standen Autos, grosse Autos. Ob im Kanton Aargau Autos, die breiter als 1,80 Meter sind, höher besteuert werden sollen – darüber wurde im Grossen Rat debattiert. «Bei solchen Diskussionen bin ich froh, wenn ich gehen kann», meint Herbert Strebel und lacht. Immerhin, einen versöhnlichen Abschluss gabs. Das Littering-Gesetz wurde angenommen. Der Apéro aller Ratsmitglieder machte den Schlusspunkt. Zum Abschluss bekam Strebel kein Geschenk überreicht, dafür ein Diplom.
Fast 15 Jahre lang vertrat er den Bezirk Muri im Aargauer Parlament. Mit lauten und extrovertierten Reden am Mikrofon fiel er dabei nicht auf. «Das widerstrebt mir. Vielmehr ging ich in der Arbeit in den Kommissionen auf», sagt Strebel, der im nächsten Jahr 67-jährig wird. Ob ein Jahr in der Energiekommission, acht Jahre in der Kommission für öffentliche Sicherheit oder zuletzt in der Kommission Allgemeine Verwaltung – in diesem Umfeld wirkte Herbert Strebel. «Dort konnte man auch etwas bewirken», sagt er. Polizeigesetz, Hundegesetz, Finanz- und Lastenausgleich. Bei allen dreien wirkte er intensiv mit, über die Annahme aller drei freut er sich noch heute.
Kaum politische Vorkenntnisse
Seit zehn Jahren Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Muri war Herbert Strebel, als 2004 Flory Dubler aus dem Grossen Rat zurücktrat. Strebel rückte nach, zwar immer interessiert an Politik, im Vorstand der CVP-Ortspartei, aber ohne Erfahrung etwa auf kommunaler Ebene. Strebel schmunzelt und spricht von einem grossen Wechsel auf der Beliebtheitsskala. «Als Feuerwehrmann mögen dich alle, als Politiker weniger.»
Gemacht hat er es trotzdem, weil ihn der Mechanismus interessierte. «Wenn du an einem Rädchen drehst, bewegt sich so vieles mit. Das Ganze ist nicht so einfach, wie es am Stammtisch diskutiert wird», weiss der Murianer heute. «Alles, was wir machen, ist Politik», sagt er und nennt als Beispiel den Kauf einer Getränkedose. «Den Preis dafür hat die Politik festgelegt.»
Solidarität ist gefragt
Wie Politik funktioniert, wie alles zusammenspielt – das faszinierte Strebel vor 15 Jahren und das fasziniert ihn noch heute. Dass er als einzelner Grossrat keine Bäume versetzen kann, das habe er vor Amtsantritt gewusst und immer wieder gemerkt. «Am meisten einbringen und verändern kann man in der Kommissionsarbeit», betont er. Stark eingesetzt hat sich der Murianer zudem für den öffentlichen Verkehr im Bezirk Muri. Er sei in diese Thematik reingerutscht, als er einen Job in Zürich annahm und täglich mit dem Zug pendelte und als er Fredy Zobrist, Präsident der Kommission ÖV-Freiamt der Repla Oberes Freiamt, kennenlernte.
Der benachteiligte Bezirk
Gerade im Bezirk Muri sei es nicht einfach. «Die Interessen der Gemeinden liegen teils weit auseinander. Nicht die Hälfte der 19 Gemeinden des Bezirks hat Anschluss an die Bahnlinien, sie interessieren sich also nicht für dieses Thema, dafür für Busverbindungen.» Dabei ist Strebel überzeugt: «Wir müssen solidarischer sein, über die Gemeindegrenze schauen und vor allem in die Zukunft planen.» Das sei speziell im Bereich des öffentlichen Verkehrs sehr wichtig. Dass die Gemeindeammänner mit den Grossräten in stetigem Kontakt sind, ist für Strebel eminent wichtig. «Schliesslich vertreten wir in Aarau die Anliegen unseres Bezirks.»
Herbert Strebel weiss, dass der Bezirk Muri auf dem Radar der Kantonspolitik nicht immer an erster Stelle steht, sich die Freiämter oft benachteiligt fühlen. «Das ist manchmal auch einfach eine Empfindung», meint Strebel. Auch wenn der Bezirk Muri momentan stark wachse, die Zahlen der Einwohner und der Steuerkraft hinken anderen Bezirken stark hinterher. «Wenn wir hier von viel Verkehr sprechen, lacht zum Beispiel ein Badener.» In Sachen Kultur und Landwirtschaft hat aber auch der Bezirk Muri einen hohen Stellenwert.
Bei Herbert Strebel hat er diesen hohen Stellenwert sowieso. Das Freiamt liegt ihm am Herzen. Auch darum fordert er mehr Solidarität der Gemeinden untereinander. «Die Repla macht einen grossartigen Job, aber die Gemeinden müssen noch mehr zusammenrücken.» Strebel ist überzeugt: «Mit einem gemeinsamen Auftreten wäre noch mehr möglich.»
Präsident von Erlebnis Freiamt
Dazu gehören auch Auftritte und Vertreter in der Politik. Strebels Karriere ist nun beendet. Langweilig wird es ihm aber nicht. «Ich werde in kein schwarzes Loch fallen», betont er. Strebel ist Präsident von Erlebnis Freiamt, Strebel ist weiterhin Teil der regierungsrätlichen Polizeikommission, Strebel ist noch rund ein Jahr Chef des Regionalen Führungsorgans Muri-Boswil. Und Strebel freut sich darauf, auch einmal einen Tag nichts zu machen und seine Familie und seine Heimat, das Freiamt, zu geniessen.
Stenico rückt nach
Beinwiler Vizeammann in den Grossen Rat
Die Nachfolge von Herbert Strebel tritt Franziska Stenico an. Sie wohnt in Beinwil, ist dort Vizeammann, Präsidentin der CVP Bezirk Muri und arbeitet als Teamleitung der Palliative Care in der Spitex Muri und Umgebung. Die CVP Aargau und die CVP Bezirk Muri freuen sich auf die Zusammenarbeit und wünschen Franziska Stenico viele spannende Momente in ihrem Amt. Auch Herbert Strebel freut sich, dass mit Franziska Stenico eine motivierte CVP-Frau in seine Fussstapfen tritt. «Eine Reformierte», sagt er. Das freue ihn, weil damit vielleicht das immer noch währende Klischee abgebaut werden könne, dass die CVP die Partei der Katholiken sei.