Vermeintliche Wahrheiten
06.11.2018 UnterlunkhofenDie Freie Bühne Lunkhofen spielt in der Mehrzweckhalle von Unterlunkhofen den Dreiakter «Bisch sicher?». Dieser handelt von einem mürrischen Patron einer Fabrik, der als Geschenk ein Elixier erhält. Nach der Einnahme verhält er sich wie ein Fünfjähriger. ...
Die Freie Bühne Lunkhofen spielt in der Mehrzweckhalle von Unterlunkhofen den Dreiakter «Bisch sicher?». Dieser handelt von einem mürrischen Patron einer Fabrik, der als Geschenk ein Elixier erhält. Nach der Einnahme verhält er sich wie ein Fünfjähriger. Sein Schwager wittert die Gelegenheit, endlich die Firma zu übernehmen. Dabei zeigt sich, wer zum einst knorzigen Firmeninhaber hält. Erst am Schluss erfahren die Zuschauer, dass vieles nicht so ist, wie es zu sein scheint. --rwi
Tiefgang und Humor
Die Freie Bühne Lunkhofen führt «Bisch sicher?» auf
Mohrenköpfe und ein Patron einer Klopapierfabrik spielen im neuen Stück der Freien Bühne Lunkhofen in der Mehrzweckhalle Unterlunkhofen die Hauptrolle. Was zuerst nach purem Klamauk aussieht, gewinnt mit zunehmender Länge an Ernsthaftigkeit, ohne dass dabei die Unterhaltung zu kurz kommt.
Roger Wetli
Kinder spielen in «Bisch sicher?» von Rolf Brunold und Peter Kaufmann keine wichtige Rolle. Trotzdem ist das Kindliche während des Dreiakters ständig präsent. Bei der Premiere am Samstag bastelten Kinder des Theatervereins vor dem Vorhang aus Klopapier einen Turm. Dazu gesellte sich Freie-Bühne-Präsident David Trottmann, der als fiktiver Lieferant der Klopapierfabrik Klotz einen Nebenverdienst mit dem gleichzeitigen Verkauf von Mohrenköpfen aufbaut. Er pries aber auch das spezielle Klopapier von Klotz an. Das neueste Produkt besteht aus 100 Prozent recycelter Cellulose aus der ARA Kelleramt.
Geheimnisvolles Elixier
Damit war der Bezug zu Unterlunkhofen bereits geschafft. In «Bisch sicher?» spielt Pius Etterlin den Fabrikanten Hugo Klotz. Dieser hat vor sehr vielen Jahren die Klopapierfabrik von seinem Vater übernommen. Mit den Jahren wurde er immer mürrischer und wittert überall Schmarotzer und Erbschleicher. Eine Überraschungsgeburtstagsparty, die von seiner Frau Judith (gespielt von Stephanie Bucher) organisiert wird, gerät zum Desaster, da sich der Patron über die Personen negativ äussert, die versteckt auf das Zeichen für die Überraschung warten. Geschenke möchte Klotz trotzdem auspacken. Darunter befindet sich ein geheimnisvolles Elixier, an dessen Wirkung der Firmeninhaber nicht glaubt und es deshalb sofort trinkt.
Die Auswirkungen sind frappant. Aus dem mürrischen, fiesen und schlecht gelaunten Patron wird plötzlich ein liebevoller, kindlicher Mann mit dem Gemüt und Geist eines Fünfjährigen. Dieser fängt an, mit dem ein paar Wochen vorher aufgetauchten Sonderling Herbie (David Trottmann) zu spielen. Obwohl Judith Klotz versucht, die Verwandlung ihres Mannes geheim zu halten, weiss bald das ganze Kader der Firma davon. Besonders Verkaufsleiter und Schwager Bruno Scheidegger (Heinz Münger) wittert seine Chance, mit krimineller Energie endlich die Firma zu übernehmen. Als sein erster Versuch nicht klappt, besticht er die Psychologin Beatrice Börlin (Yvonne Balmer), Klotz die Zurechnungsfähigkeit abzusprechen. Frau Judith, Sohn Jonas (gespielt von Andy Huwiler), seine Freundin Anja Mosimann (Viviane Bürgisser) und Schwester Karin Scheidegger (Barbara Töngi) wollen diese Übernahme verhindern. Die Lage spitzt sich im dritten Akt zu, in dem es zum grossen Finale kommt.
Verwandlung sorgt für Lacher
«Bisch sicher?» wird von der Freien Bühne Lunkhofen mit viel Schwung gespielt. Besonders die Verwandlung von Firmenchef Klotz und sein Spiel mit Herbie sorgen für etliche Lacher. Der Standardwitz, in dem man einen vermeintlich komisch riechenden Mohrenkopf jemandem zur Prüfung unter die Nase hält und diesen dann in die Nase drückt, kommt immer wieder vor. Zudem baut das Stück vermeintliche Realitäten auf, die sich am Ende dann doch als falsch herausstellen. Damit regt «Bisch sicher?» zum Nachdenken an, ohne dass gleich der Zeigefinger erhoben wird. Einzelne Fragen bleiben auch nach dem Schluss unbeantwortet, was zu Diskussionen im Publikum anregte. Dieses hatte an der Premiere am Samstag hörbar Freude und belohnte die Schauspielerinnen und Schauspieler mit grossem Applaus.
Weitere Vorstellungen finden am Mittwoch, 7., Freitag, 9., und Samstag, 10. November, jeweils um 20 Uhr statt. Die Türen öffnen jeweils eine Stunde vorher.



