Verkehr dem Raum anpassen
30.10.2018 IndustrieAnlass der Regionalgruppe Freiamt der Aargauischen Industrie- und Handelskammer
Die Voraussetzungen seien vorhanden, sagt Carlo Delego, Leiter Sektion Verkehrsplanung des Kantons Aargau. Die Voraussetzungen dafür, dass der Strassenverkehr flüssig ...
Anlass der Regionalgruppe Freiamt der Aargauischen Industrie- und Handelskammer
Die Voraussetzungen seien vorhanden, sagt Carlo Delego, Leiter Sektion Verkehrsplanung des Kantons Aargau. Die Voraussetzungen dafür, dass der Strassenverkehr flüssig rollen könnte – auch im Freiamt. Zusammenarbeit heisse das Schlüsselwort.
Annemarie Keusch
Es fehle am Gefühl, sagt Carlo Delego. Der Leiter Sektion Verkehrsplanung hielt bei der Regionalgruppe Freiamt der Aargauischen Industrie- und Handelskammer einen Vortrag zum Thema «Verkehrssituation im Freiamt». Diese hat sich infolge des starken Bevölkerungswachstums an vielen Orten stark verändert. Delego vermutet wieso: «In der Planung wird oft vergessen, ab wann eine Strasse nicht noch mehr Fahrzeuge aufnehmen kann, ohne dass es zu Stau kommt», führte er aus. Dies sei beispielsweise so, wenn in einem Quartier hundert neue Wohnungen entstehen. «Vielleicht klappt die Verkehrsführung im Quartier. Aber den nächsten Knoten sprengts.»
Verlässliche Reisezeit im öffentlichen Verkehr erreichen
Die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Umwelt – alle haben sie ihre Bedürfnisse, wenn es um Verkehr geht. «Die Verkehrsplanung hinkt dabei immer hinterher», betont Delego. Darum sei die Zusammenarbeit sehr wichtig, vor allem jene im funktionalen Raum. Nachhaltige Mobilität gelte es zu fördern. «Mobilität ist dabei nicht immer per se negativ.» Auch jene mit dem Auto nicht. «Dass in Städten viel mehr mit Langsamverkehr geplant werden sollte, liegt auf der Hand», weiss Delego. Im ländlichen Raum sei das ein Stück weit auch so, aber nicht nur. «Dass viele beispielsweise im Freiamt ein Auto brauchen, ist völlig gerechtfertigt.» Um nicht immer hinterherzuhinken, richtet die Verkehrsplanung ihre Tätigkeit auf das Jahr 2040 aus. Bis dahin wird im Aargau – und speziell auch im Freiamt – die Bevölkerungszahl noch mehr angestiegen sein. «Trotz Mobilitätswachstum darf der Individualverkehr nicht noch weiter steigen, sonst können wir alles vergessen.»
Ein wichtiges Ziel sei es, die verlässliche Reisezeit im öffentlichen Verkehr zu steigern. «Nur so steigen mehr Leute auf Zug und Bus um. Wenn es zu vielen Verspätungen kommt und so Anschlüsse verpasst werden, ist das schlicht nicht attraktiv.» Das Verkehrsnetz sei aktuell nämlich nicht nur auf den Strassen extrem ausgelastet, sondern auch auf den Schienen. «In beiden Bereichen gilt es, jede Baustelle so vorzubereiten, dass sie den Verkehr möglichst wenig tangiert.»
Mehr gegenseitiges Verständnis
Auch mit der Mär vom Durchgangsverkehr räumt Delego auf. «Die Erhebung von Nummernschildern zeigt, dass ihr den Verkehr in grösseren Orten selber produziert», mahnt er. Darum gelte es, die Ideen der Verkehrsplanung bis in die Bau- und Nutzungsordnung der einzelnen Gemeinden zu bringen. «Nur so kommen wir vorwärts.»
Dass alles zusammenspielt, betont Carlo Delego immer wieder. «Beispielsweise müssen auch Kantonsstrassen ausgebaut werden, wenn dies bei Autobahnen passiert. Sonst wird das Problem einfach verlagert.» Um die Verkehrsproblematik zu lösen, werde es immer wieder Bauarbeiten brauchen. Was nach einem Teufelskreis tönt, ist laut Delego der Schritt in die richtige Richtung. «Stillstehen ist angesichts des Bevölkerungswachstums ganz sicher der falsche Weg.» Mobilität bringe Lebensqualität, sie sei der Wirtschaftsmotor. «Mein Wunsch wäre, dass mehr Verständnis entgegengebracht wird – und zwar der gesamten Situation. Es gibt keinen Bölimann, weder der Autofahrer noch der ÖV-Nutzer.»