Eine 20er-Zone für die Kinder?
16.10.2018 TägerigDer Gemeinderat heisst Mehrzweckstreifen am Kleinzelgweg gut
Der Kleinzelgweg sei nicht sicher genug für die Kinder, die ihn als Schulweg nutzen. In der Bevölkerung wurden Unterschriften gesammelt, um die Strasse in eine Begegnungszone umzuwandeln. Der ...
Der Gemeinderat heisst Mehrzweckstreifen am Kleinzelgweg gut
Der Kleinzelgweg sei nicht sicher genug für die Kinder, die ihn als Schulweg nutzen. In der Bevölkerung wurden Unterschriften gesammelt, um die Strasse in eine Begegnungszone umzuwandeln. Der Gemeinderat setzt auf Mehrzweckstreifen.
Chantal Gisler
Mit insgesamt 40 Unterschriften brachten Patrick Oldani und Flavio Cesaro do Buora ihr Begehren zum Tägliger Gemeinderat. Ihre Forderung: Die 30er-Zone auf dem Kleinzelgweg, der Strasse rund um das Tägliger Schulhaus, soll in eine Begegnungszone mit Tempo 20 umgewandelt werden. Aktuell wird die Strasse noch mit einem neuen Belag versehen, aber «wegen der neuen Sportanlagen rasen hier viele durchs Quartier», sagt eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Schliesslich gibt es dort kein Trottoir. Viel zu gefährlich sei die Strasse für Kinder, die sie als Schulweg nutzen. Besonders abends und nachts oder bei schlechten Sichtverhältnissen könnte es für die Kinder gefährlich werden.
«Der Gemeinderat nimmt solche Anliegen der Bevölkerung sehr ernst», sagt Gemeindeschreiber Rolf Meier. Er könne die Besorgnis der Initianten verstehen, «denn die Strasse dient nicht nur als Schulweg, sondern auch als Zufahrt zu den frisch eingeweihten Sportanlagen, die von den Tägligern, aber auch von Auswärtigen viel genutzt wird.»
Detaillierte Abklärungen
Der Gemeinderat klärte daraufhin ab, ob eine Begegnungszone umsetzbar wäre. «Dazu haben wir Verkehrszählungen durchgeführt», erklärt Meier. Im April wurden ausserdem an zwei Standorten verdeckte Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt. Weiter wurde der Standort Kieselweg 7 detailliert ausgewertet, weil dort die Fahrzeuge generell schneller unterwegs sind. Das Ergebnis: Die höchste gemessene Geschwindigkeit betrug 51 km/h in Fahrtrichtung Fussballplatz. Dennoch könne man nicht von «rasen im Quartier» sprechen, da sich die Fahrzeuglenker mehrheitlich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten und sie teilweise unterschreiten.
Auch von der Polizei erhielt die Gemeinde einen ausführlichen Bericht über das Unfallgeschehen an der Strasse. Daraus geht hervor, dass es in den letzten fünf Jahren keinen polizeilich registrierten Verkehrsunfall in diesem Quartier gegeben hat. Weiter sind auch keine Vorfälle bekannt, die eine Begegnungszone im Quartier rechtfertigen würden.
Drei mögliche Massnahmen
«Aufgrund dieser Ergebnisse ist der Gemeinderat zum Schluss gekommen, dass eine 20er-Zone nicht nötig ist», erklärt Meier, «da schon das Tempo 30 von den Verkehrsteilnehmern sehr ernst genommen wird.»
Dennoch will der Gemeinderat auf das Begehren der Bevölkerung eingehen. Mögliche Massnahmen wären eine frische Markierung nach der Sanierung der Strasse, ein «Aargauer Trottoir» oder ein Mehrzweckstreifen, der die Strasse optisch verschmälert und den Fussgängern den Weg weist.
«Der Gemeinderat hat sich eingehend mit diesen Möglichkeiten auseinandergesetzt und sich schliesslich für die Variante Mehrzweckstreifen entschieden», sagt der Gemeindeschreiber. Die Kosten dieses Projekts belaufen sich auf 35 000 Franken. Man müsse bedenken, dass es sich hierbei um eine Quartierstrasse und keine hochfrequentierte Kantonsstrasse handelt.
Nicht aufgeben
Doch die Initianten sind mit diesem Entscheid nicht zufrieden. «Sind wir hier in Tägerig einfach noch hinter dem Mond?», heisst es auf deren Webseite. Sie verweist auf den Fakt, dass Tägerig in den 50er-Jahren die erste Gemeinde des ganzen Kantons Aargau war, die ein Trottoir eingeführt hatte. «Wo bleibt der Mut des heutigen Gemeinderates, sich für fortschrittliche Verkehrssicherheitsmassnahmen ins Zeug zu legen (statt dagegen) und sich aktiv auch in diesem Bereich (Kleinzelgweg/Pfarreiweg/Schulweg) für ein familienfreundliches Dorf einzusetzen?», fragt sich Verfasser Patrick Oldani. «Es ist zwar besser als gar nichts, aber 1,20 Meter ist einfach zu schmal.» Seiner Meinung nach sind bauliche Massnahmen nötig wie die Strassenverschmälerung, die vor der Sanierung da war.
Oldani gibt sich kämpferisch. Er will einen weiteren Anlauf nehmen, damit eine 20er-Zone realisiert werden kann. «Es geht um die Sicherheit der Kinder. Will man im Gemeinderat wirklich, dass Autofahrer schnell durchbrettern dürfen und die Anwohner und Schulkinder sich in Schutz bringen müssen?»

