Wahl im Pastoralraum Bremgarten-Reusstal

Diakon Andreas Bossmeyer stellt sich für die Leitung der fünf Pfarreien und des Pastoralraums zur Verfügung. Er ist bereit, die Nachfolge von Diakon Ueli Hess anzutreten.

Die Mitglieder der katholischen Pfarreien Bremgarten, Hermetschwil, Zufikon, Lunkhofen und Jonen sind am Abstimmungssonntag, 25. November, zur Wahl aufgerufen. Ueli Hess leitete den Pastoralraum Bremgarten-Reusstal und die Pfarreien Bremgarten und Hermetschwil. Andreas Bossmeyer soll Gemeindeleiter aller Pfarreien werden.

Der 59-jährige gebürtige Deutsche ist seit 26 Jahren im pastoralen Gemeindedienst tätig, seit vier Jahren in den Pfarreien Baden und Ennetbaden. «Hier habe ich Land und Leute und die Sprache kennen und schätzen gelernt,», erklärt er. «Auch die Zusammenarbeit zwischen staatskirchenrechtlichen Körperschaften und den kirchlichen Instanzen ist mir

vertraut geworden.» Die grösste Herausforderung werde es sein, in den fünf Pfarreien die Menschen kennenzulernen, mit denen er gemeinsam die christliche Gemeinde gestalten kann. «Ich bin bereit, meine Erfahrung und meine Fähigkeiten in dieser neuen Aufgabe einzubringen.» --gla

Hier offener und demokratischer

Diakon Andreas Bossmeyer steht als Pastoralraum- und Gemeindeleiter zur Verfügung

Nachdem Michael Jablonowski seine Bewerbung zurückgezogen hatte, wurde die Zeit knapp. Der Abschiedstermin von Diakon Ueli Hess stand fest. Doch es war jetzt der richtige Zeitpunkt für Andreas Bossmeyer.

Lis Glavas

«Für Bremgarten interessiere ich mich schon länger», erzählt Diakon Andreas Bossmeyer. «Ich hätte mir nur eine etwas längere Vorbereitungszeit gewünscht. Von meiner jetzigen Stelle kann ich nur mit einer vernünftigen Übergabe weggehen.» Sein Amtsantritt in Bremgarten ist für den 1. Februar vorgesehen. Seine Kündigungsfrist beträgt drei Monate. Das liege nun auch in der Hand von Bischof Felix Gmür und anderer Verantwortungsträger, erklärt er.

Apartheit nicht ausgehalten

Andreas Bossmeyer kam vor vier Jahren in die Schweiz. In der Pfarrei Baden-Ennetbaden leitet er die Seelsorgestellen Rütihof und Dättwil. Er wohnt in der ehemaligen Kaplanei Rütihof und hat im ökumenischen Zentrum Baden-Dättwil ein Büro zur Verfügung. Zum Amtsantritt in Bremgarten wird er in eine 4½-Zimmer-Wohnung im Synesiushaus an der Kirchgasse zügeln. Er war verheiratet, hat aber keine Kinder.

Der 59-Jährige wuchs in Gelsenkirchen (Ruhrgebiet) auf. Früh trat er in ein kirchliches Internat ein und später in den Orden der Mariannhiller Missionare. Für sein Theologiestudium sandte ihn der Orden nach Südafrika. «Solche Entsendungen entsprachen meistens einem rund zehnjährigen Heimatentzug. Das hätte durchaus auch reizvoll sein können. Aber nicht in Südafrika. Nach eineinhalb Jahren kehrte ich zurück. In den 80er-Jahren beherrschte die Apartheit die politische Situation, ein unvorstellbares Unrechtssystem, mit dem ich nicht umgehen konnte.» Sein Studium setzte er in der westfälischen Stadt Münster und in Maynooth, Irland, fort.

Er entschied sich gegen das Priesteramt und für die Pastoralassistenz. Dazu benötigte er ein zweites Studium oder eine andere Ausbildung. In einer psychiatrischen Klinik absolvierte er die vierjährige Ausbildung zum Pflegefachmann.

Andreas Bossmeyers Weg im pastoralen Dienst führte ihn ins Bistum Limburg, welches von Bischof Franz Kamphaus geleitet wurde. «Er beeindruckte mich mit seiner klaren Haltung gegen die Nachrüstung, seinem Einstehen für den Frieden und für die Armen. Er pflegte zu fragen: Hast du einen Freund unter den Armen? Wir können nicht alle kennen, aber mindestens einen müssen wir kennen, damit wir Armut nachvollziehen können.» Das beziehe sich nicht nur auf die materielle Armut, sondern auf Bedürftigkeit jeglicher Art. In Limburg wurde er 2009 zum Diakon geweiht.

In Frankfurt und Umgebung wirkte er über 20 Jahre im pastoralen Gemeindedienst. «Im Dienst der Kirche zu stehen, war mir immer wichtig. Wir haben einen Auftrag zu erfüllen, weil uns jemand ruft.» In der Schweiz bewarb er sich im Bewusstsein, anderen Möglichkeiten, mehr Offenheit und flacheren Hierarchien zu begegnen. «Hier konzentriert man sich mehr auf das Praktizierbare. Die Gemeinden haben mehr Mitspracherecht. Ich sehe hier eine gute Entwicklung der demokratischen Strukturen.»

Zeitgemäss und authentisch

Die Traditionen und das Brauchtum der katholischen Kirche schätze er sehr, erklärte er im katholischen Informationsorgan «Horizonte». Gleichzeitig sei es ihm wichtig, auf die Fragen der Menschen zeitgemäss und authentisch nach Antworten zu suchen, um mit dem christlichen Glauben anschlussfähig zu bleiben. Was heisst «authentisch» in diesem Zusammenhang? «Ich erlebe Versuche, einem Mainstream zu folgen. Doch das erwartet niemand von uns. Wir müssen beispielsweise keine guten Entertainer sein oder auf jeder Welle mitreiten. Wir haben eine Botschaft, die in den Vordergrund zu stellen ist. Ich sage gerne, wer ich bin und wofür ich stehe. Die Menschen wissen selbst am besten, was in dieser Botschaft sie betrifft und was nicht.»

Zum Begriff «zeitgemäss» erklärt er: «Oft scheint es ja so, dass Theologie heute Antworten auf Fragen gibt, die keiner mehr stellt. Aber das scheint eben nur so. Wir haben den Auftrag, die Fragen, welche die Menschen bewegen, ernst zu nehmen, aus unserem Glauben heraus ehrlich nach Antworten zu suchen und nicht so zu tun, als wüssten wir schon alles. Ich denke, dass sich viele Menschen aus verständlichen Gründen von der Kirche abgewandt haben. Doch Fragen nach dem Glauben und nach Gott sind sehr wohl noch da. Wichtig ist, dass wir verlässliche Gesprächspartner sind.»

Nach seinem Führungsstil gefragt, sagt Andreas Bossmeyer: «Ich lege sehr grossen Wert auf gute Teamarbeit. Nur wenn es mir gelingt, die Mitarbeitenden bei den Entscheidungen mitzunehmen, kann ich hoffen, dass die gemeinsamen Beschlüsse von allen getragen werden.» Er und der mit ihm das neue Amt antretende Pater Uche Iheke seien angewiesen auf die Unterstützung der bisherigen Teammitglieder, um Wurzeln schlagen zu können.

Welchen Stellenwert misst er der Ökumene bei? «Zur Ökumene gibt es keine Alternative. Wir sind aufeinander angewiesen. Früher hiess es ‹die und wir›. Heute stehen wir gemeinsam in der Aufgabe, in einer säkularisierten Welt Zeugnis für unseren Glauben zu geben. Das Ärgernis der Trennung macht uns nicht glaubwürdiger.»

«Menschennah und zugänglich»

Zufikons Kirchenpflegepräsidentin Daniela Allenspach sitzt der Präsidentenkonferenz vor, welche den Pfarreien Bremgarten, Hermetschwil, Zufikon, Lunkhofen und Jonen Andreas Bossmeyer als Gemeindeleiter und Pastoralraumleiter zur Wahl vorschlägt. Sie erklärt: «Wir standen im ständigen Austausch mit dem Bistum und erhielten die Bewerbung von Andreas Bossmeyer sehr zeitnah. Ihn als Kandidaten vorzuschlagen, war eine einhellige Entscheidung. Es war keinesfalls eine Entscheidung, die der drängenden Zeit geschuldet war, sondern er überzeugte uns im Gespräch durch seine menschennahe, zugängliche, sympathische Art, sodass wir uns eine Zusammenarbeit sehr gut vorstellen können.»

Bereit, die grosse Aufgabe zu übernehmen

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