Im Eiltempo zum Branchenleader
21.09.2018 WirtschaftRichnerstutz AG in Villmergen: Vom kleinen Betrieb zum Grossunternehmen mit 250 Angestellten
«Wir staunen manchmal über uns selbst. Staunen Sie mit.» Was für ein Slogan. Damit wird die Firma Richnerstutz verkörpert. Dahinter ...
Richnerstutz AG in Villmergen: Vom kleinen Betrieb zum Grossunternehmen mit 250 Angestellten
«Wir staunen manchmal über uns selbst. Staunen Sie mit.» Was für ein Slogan. Damit wird die Firma Richnerstutz verkörpert. Dahinter versteckt sich noch mehr. Eine Erfolgsgeschichte. Vom Einmannbetrieb zum Grossunternehmen mit 250 Angestellten.
Daniel Marti
Sie sind ein grosser Player am WEF in Davos – die Leute von Richnerstutz. Dort, wo sich die Mächtigen dieser Welt treffen. Rund 3000 international beachtete Grössen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft schütteln sich am WEF in der Bergwelt jährlich die Hände. Stets mit dabei: die Firma Richnerstutz aus Villmergen – gewiss doch, die Freiämter sind hinter der Kulisse tätig und verantwortlich für einen Teil der Infrastruktur. Ein Millionen-Auftrag.
«Aber sagt doch den Menschen, was ihr macht, was ihr Gutes realisiert, wo ihr die Nummer eins seid», hat jüngstens ein Profiwerber den Inhabern und den Chefs von Richnerstutz geraten. Nicht so bescheiden bitte.
Denn Richnerstutz ist ein grosser Player. Mittlerweile zählen zum Unternehmen drei Tochtergesellschaften und total 250 Mitarbeiter. Und der gleiche Berater empfahl ein neues Logo. Kreiert wurde die rote Krake, der Pulpo. Ein kluger Kopf und viele Arme – genau wie Richnerstutz.
Von konzeptioneller Vorarbeit bis zur komplexen Umsetzung
Nur, die Frage sei erlaubt, was macht diese Firma mit Sitz in Villmergen überhaupt? Richnerstutz entwickelt und produziert alles, was Kommunikation zum dreidimensionalen Erlebnis macht: Werbetechnik, temporäre Architektur und Zeltbau, Event-, Messe- und Ladenbau, Aussenwerbung und vieles mehr. Oder wie es André Richner sagt: «Wir setzen kommunikative Massnahmen um. Und zwar alles – ausser Fernsehen und Zeitungen.» Und ja, pflichtet er noch bei, in einem Satz könne man das nicht beschreiben, was sein Unternehmen alles bewerkstelligt. «Aber es darf auch der grösste Event sein, wir setzen ihn um.» Von der konzeptionellen Vorarbeit bis zur komplexen Umsetzung.
Und André Richner gibt noch etwas anderes zu. Als die Firma noch 80 bis 90 Mitarbeiter zählte, hat er jeden einzelnen Auftrag gekannt. Heute sei das längst nicht mehr der Fall.
Wie ist es überhaupt zu dieser Grösse, zu dieser Dynamik gekommen? Ursprünglich waren es zwei Firmen, die Richner Blachen in Villmergen und die Stutz Foto-Color in Bremgarten. 1988 wurde die Einzelfirma Richner Blachen gegründet, von Kurt Richner und seinem Sohn Daniel Richner, der zweite Sohn, André Richner, kam später hinzu. Alois Stutz war der Gründer von Stutz Foto-Color.
Schulkollegen, Kunden, Freundschaft, Partner
Im Jahr 2005 fanden beide Firmen zusammen. Die beiden treibenden Kräfte waren inzwischen André Stutz und André Richner. Beide kennen sich seit der Schulzeit. Die geschäftliche Zusammenarbeit begann dann 1996, als eine riesige Blache für den Flughafen Zürich den Drucker André Stutz und den Blachenkonfektionär André Richner in einem Projekt zusammengebracht hat. Diese Grösse war damals eine Neuheit – ein Grossformatdruck, 350 Quadratmeter.
Aus den Geschäftsleuten Richner und Stutz wurden die guten Kunden und letztlich auch verlässliche Partner. «Wir pflegten damals eine gute Freundschaft», blickt André Stutz zurück, «aber wir haben nicht gewusst, ob wir gut zusammenarbeiten.»
Jedes Jahr mindestens zehn neue Arbeitsstellen
André Stutz brachte drei Mitarbeiter in die neue Firma und André Richner 14 Mitarbeiter. Geboren war Richnerstutz. Die Holding nannte sich Aras, entstanden aus Richner Blachen und AS Print. Klein und übersichtlich. «Das hat Mut gebraucht», erinnert sich André Richner. Dank vielen Innovationen ging es rasch vorwärts, die Erfolgsleiter empor. «Wir waren der Branche teilweise um zwei Jahre voraus», sagt Richner selbstbewusst. Was zu Beginn der Firma Spezialitäten von Richnerstutz waren, das ist heute reines Tagesgeschäft.
Seit 2005 wurden jedes Jahr mindesten zehn neue Arbeitsstellen geschaffen. Dies alleine beweist, dass sich das Villmerger Unternehmen zum Branchenleader emporgearbeitet hat. «Mittlerweile haben wir alles im Haus, alle Prozesse und das ganze Know-how», so Richner. An der Durisolstrasse sind Ateliers und Büros und die Produktion. Beim stetig aufstrebenden Unternehmen arbeiten Berater, Planer, Spezialisten, Projektleiter, Umsetzer – aber auch Erfinder und Problemlöser.
Tätigkeit erweitert statt Personal entlassen
Den steten Aufstieg können die Verantwortlichen auch richtig einordnen. «Wir sind von Krise zu Krise gewachsen», erklärt André Stutz. Ob Finanzkrise oder Eurokrise – in schwierigen Zeiten haben die beiden Chefs richtig reagiert. «Anstatt Angestellte zu entlassen, haben wir bei beiden Krisen unser Tätigkeitsgebiet erweitert und damit auch neue Märkte erschlossen», sagt André Stutz. Das habe auch mit dem Bauchgefühl zu tun gehabt, gibt André Richner zu.
Mittlerweile ist das Unternehmen komplett. Oder anders ausgedrückt: Seit dem vergangenen Dezember ist das der Fall. Damals übernahm die Richnerstutz AG die Softwareschmiede netvico GmbH in Stuttgart. Mit dieser Übernahme eröffneten sich Richnerstutz neue Perspektiven – zugleich können Synergien genutzt werden. Der Kommunikationsspezialist aus Villmergen kann mit der netvico GmbH den Digitalisierungskurs fortführen. «Der Digitalisierung gehört die Zukunft», betont André Richner. Das Stuttgarter Unternehmen ist spezialisiert auf digitale Lösungen für Handel, Behörden, Städte und Industriebetriebe. Die netvico GmbH zählt etliche Grossfirmen zum Kundenkreis. «Die neue Firma ist bereits gut integriert», sagt André Stutz.
Nun ist das Unternehmen tatsächlich komplett und umfassend aufgestellt. Neben netvico GmbH in Stuttgart zählen auch die Movingposter AG in Steinhausen und die India Zelt & Event AG in Rothenburg zur Richnerstutz AG. Nun solle das Unternehmen nicht mehr weiter wachsen, erklärt André Stutz. «Jetzt kommt die Phase der Konsolidierung.»
Neubauprojekt in Villmergen
Ob VIP-Anlass, Jubiläum, Sportveranstaltung, Kulturnacht oder private Party – die Richnerstutz AG bietet alles: vom modernen Zelt bis zum mehrstöckigen Pavillon, inklusive Mobiliar, Licht, Ton, Video. Alles kommt aus einer Hand. Vom Hauptsitz in Villmergen aus wird alles in die Wege geleitet. Richnerstutz ist es wohl in Villmergen und im Industriegebiet an der Durisolstrasse. Mit dem kleinen Nachteil: Das Unternehmen ist mittlerweile auf sechs Gebäude aufgeteilt. Das erschwert die Abläufe zunehmend.
Am Standort festhalten
Deshalb ist ein Neubau geplant. Das Neubau-Projekt soll in unmittelbarer Nähe im Villmerger Industriegebiet entstehen. Die Planungen sind weit fortgeschritten, im Oktober soll die Eingabe des Baugesuchs erfolgen. Im geplanten Neubau wird alles vereinigt. Auf rund 24 000 Quadratmetern wird die Richnerstutz AG ein neues Zuhause bekommen. Der Bezug ist im Jahr 2021 geplant.
Der Standort Villmergen ist für André Stutz und André Richner sehr wichtig. «Hier liegen wir zentral und erreichen praktisch jeden wichtigen Ort in der Schweiz recht schnell», so André Richner. Und in Villmergen geniesst das Unternehmen auch grundsätzlich gute Bedingungen.
Die beiden Verantwortlichen freuen sich schon heute auf den grosszügigen Neubau und dessen Umsetzung. Und wie sagen die beiden in einem ihrer Slogans: «Richnerstutz. Die können das.» --dm




