Die Botschaft, die Frau Bundesrätin Doris Leuthard am letzten Samstag nach Mühlau und unter die Leute brachte, hat auch einen Grünen beeindruckt. Die Botschaft, dass erneuerbare Energien realistisch und umsetzbar sind, die Botschaft, dass Windräder einen ästhetischen ...
Die Botschaft, die Frau Bundesrätin Doris Leuthard am letzten Samstag nach Mühlau und unter die Leute brachte, hat auch einen Grünen beeindruckt. Die Botschaft, dass erneuerbare Energien realistisch und umsetzbar sind, die Botschaft, dass Windräder einen ästhetischen Aspekt haben, weil sie würdevoll Energie produzieren, die Botschaft, dass die Energiestrategie 2050 gelingen kann, weil sie schon jetzt auf gutem Wege ist.
Ich bin aber überzeugt, dass die erneuerbaren Energien auch eine erneuerbare Gesellschaft, «erneuerbare Menschen» brauchen, wenn sie denn gelingen sollen. Menschen, die Lebensqualität und Lebensintensität neu definieren und ihr Leben an wirklichen Bedürfnissen orientieren und nicht an von der Werbung vorgegaukelten. Die realisieren, dass Freiheit und Existenzfreude nicht nur mit unbegrenzter Mobilität und unbegrenztem Konsum zu haben sind, sondern durchaus mit einfacheren Mitteln.
«Die unerschöpfliche Kraft des Einfachen», ein Buch von Franz Theo Gottwald, ist meine momentane Lektüre, und ein anderer Buchtitel «Einfach leben» zeigt ebenfalls auf, wo Auswege aus den Sackgassen des Wohlstandes und der Überflussgesellschaft zu finden sind. Denn das ist nicht mehr wegzuleugnen: Was wir uns in den letzten Jahrzehnten an Ansprüchen geleistet haben, um zu angeblich besserer Lebensqualität zu gelangen, ist täuschend gefährlich. Nicht nur für die Natur, die überall um Hilfe ruft, ja schreit, sondern am Ende auch für uns Menschen, wenn wir munter weitersägen am Ast, auf dem wir sitzen.
Man kann uns Grüne jetzt rückwärtsgewandte Bremsklötze nennen. Aber wer würde ein Velo, ein Auto kaufen, die über keine Bremsen verfügen? Und ein Blick in Geschichte und Vergangenheit zeigt ja, dass auch frühere Generationen fähig waren, CO2-freie und atomkraftfreie Lebensqualität herzustellen. Denn sie waren fähig, die natürlichen und auch ihre eigenen Ressourcen nachhaltig zu nutzen und für kreative und gestaltende Projekte und Aufgaben einzusetzen.
Martin Köchli, Weissenbach