ARA Kessel vorgestellt
25.09.2018 BremgartenÜber 100 Besucherinnen und Besucher folgten der Einladung des Abwasserverbandes Bremgarten-Mutschellen. Verbandspräsident Pius With und die Mitarbeiter führten sie in kleinen Gruppen durch die Anlage. Eingängig konnten sie den Weg verfolgen, den die «Brühe» aus ...
Über 100 Besucherinnen und Besucher folgten der Einladung des Abwasserverbandes Bremgarten-Mutschellen. Verbandspräsident Pius With und die Mitarbeiter führten sie in kleinen Gruppen durch die Anlage. Eingängig konnten sie den Weg verfolgen, den die «Brühe» aus fünf Gemeinden beim Klärvorgang zurücklegen muss, um schliesslich mit einem Reinigungseffekt von rund 90 Prozent in die Reuss zu fliessen. --gla
Sauberes Wasser für die Reuss
Vorstand des Abwasserverbands lud zur Besichtigung der ARA ein
Sollte er mit 20 oder mit 200 Besuchern rechnen? Über Erfahrungszahlen verfügt der Verbandsvorstand nicht. Er besorgte genug Würste und Getränke und freute sich schliesslich sehr über die 100 bis 120 Gäste.
Lis Glavas
Umfangreiche Sanierungen erforderten in den vergangenen Jahren entsprechende Investitionen. Jetzt steht noch ein neues Regenklärbecken für rund zwei Millionen Franken an. Der Vorstand beschloss, Interessierten in der Kläranlage Kessel geführte Rundgänge anzubieten, ihnen den Kreislauf des Abwassers, die Schlammentwässerung, die Kontrollarbeit im Labor und etliches mehr zu erklären. Und ihnen gleichzeitig zu zeigen, wofür ihre Abwassergebühren investiert werden. Den Verband bilden seit 2010 die Gemeinden Berikon, Bremgarten, Eggenwil, Widen und Zufikon.
Offen waren die Türen am letzten Samstag von 10 bis 14 Uhr. In kleinen Gruppen führten Verbandspräsident Pius With, Klärmeister Urs Jäggi und die Klärwärter Beat Furrer und Lukas Wicki durch die Anlage. Zufikons Gemeindeammann Christian Baumann begrüsste die Besucher und teilte sie in Gruppen ein. Im Verband ist er zuständig für das Personal und die Administration. Wer an die drei bis vier Millionen Kubikmeter Abwasser denkt, die der ARA Kessel jährlich zugeführt werden, mag annehmen, auf dem Areal rieche es entsprechend. Tatsächlich aber beschränkt sich der penetrante Fäkaliengeruch auf den Raum mit der Rechenanlage. Die nach der Führung offerierte Wurst konnten die Besucherinnen und Besucher uneingeschränkt geniessen.
Zum geplanten Regenklärbecken erklärte Pius With, es werde das elfte sein im Verbandsgebiet und zirka 1000 Kubikmeter fassen. «Den Kredit werden wird 2019 beantragen. Gebaut werden soll es 2020/21. Nach den umfangreichen Sanierungen – dieses Jahr standen die Risibrücke und die sanitären Anlagen auf dem Programm – rechnet der Verband in den nächsten Jahren tendenziell mit etwas tieferen Kosten.
Phosphor rückgewinnen
Eine technische Herausforderung ist die vom Bund verordnete Rückgewinnung des Phosphors aus phosphorreichen Abfällen wie Klärschlamm. Sie soll bis 2026 Realität werden. Heute überzeuge aber noch keines der zahlreich entwickelten Verfahren, erklärte Pius With.
Dann folgte die kleine Gruppe dem Wasserlauf durch die Anlage. Die Abwasser aus den fünf Verbandsgemeinden werden dem Rechen in drei sichtbaren Rohren zugeführt. Vor dem Eingang zum Rechenraum präsentierten die ARA-Mitarbeiter auf einem Tisch ein Sammelsurium von Gegenständen, die in einer Kläranlage nichts zu suchen haben, von Besteckteilen über Handys bis hin zum Ball, einem Schutzhelm vom Bau oder einem Regenschirm.
Das beim Passieren der Rechen abgesonderte Material wird der Kehrichtverbrennung zugeführt. Es folgt der Sandgang, ein offenliegendes Becken, in welchem Sand, Fett und Öl an der Oberfläche treibt und abgeschöpft werden kann.
Nach der Vorklärung in zwei Becken gelangt das Abwasser ins Biologiebecken. Hier kommen die Mitarbeiter zum Einsatz, die ihren Dienst unentgeltlich rund um die Uhr leisten, die effektiven Mikroorganismen. Sie zersetzen Bestandteile wie Fett, Öl und Zellulose (beispielsweise Toilettenpapier), Bläh- und Schwimmschlamm, Fäkalien, Seifenreste usw. Sie beseitigen auch unangenehme Gerüche, die durch degenerative Bakterien verursacht werden. Ihr Einsatz beschleunigt die Klärung. Durch grosse Sauerstoffzugaben müssen die Tierchen am Leben erhalten werden. «Die Sauerstoffpumpe ist unsere grösste Stromfresserin», so Pius With. Wenn das Wasser schliesslich das Nachklärungsbecken passiert hat, kann es mit einem Reinigungsgrad von zirka 90 Prozent der Reuss zugeführt werden.
Klärgas für Wärmebedarf
Der abgesonderte Schlamm wird in den Faulturm gepumpt, wo er in 21 Tagen um rund einen Drittel reduziert werden kann. In einem ehemaligen Behälter mit 3000 Kubikmeter Fassungsvermögen befindet sich die Entwässerungsanlage. Gebaut worden war er zu einer Zeit, da der Klärschlamm von der Landwirtschaft noch ausgebracht werden durfte. Die Heizung der Kläranlage wird mit Klärgas betrieben. Grossen Bedarf hat der Faulturm, der eine Temperatur von 37 Grad benötigt. Einen Teil des Klärgases kann der Verband dem Waffenplatz verkaufen. Was geschieht damit, wenn der Wärmeverbund Unterstadt gebaut und der Waffenplatz daran angeschlossen wird? «Wir haben uns erkundigt», so der Verbandspräsident, «ob wir das Klärgas in den Verbund integrieren können. Die Antwort der AEW Energie AG steht noch aus.»
Die Gruppe passierte die Werkstatt, wo die ARA-Mitarbeiter soweit möglich Reparaturen selbst durchführen. Letzte Station war das Labor. Remo Jörg vom Ingenieurbüro Kuster und Hager erklärte am Bildschirm die Arbeit der fleissigen Tierchen im Biologiebecken. Er erläuterte auch die Wasseranalysen, welche vom ARA-Team weitgehend selbst durchgeführt und von kantonaler Stelle kontrolliert werden.



