Den Alpsegen empfangen
03.08.2018 PolitikBundesfeier im Bifang: Chor, Blaskapelle und Festredner Heinz Däpp begeistern
Satiriker Heinz Däpp und Marianne Piffaretti, Präsidentin Trägerverein Bifang, ermahnen zu mehr Menschlichkeit und Toleranz. Däpp verpackte dabei seine ...
Bundesfeier im Bifang: Chor, Blaskapelle und Festredner Heinz Däpp begeistern
Satiriker Heinz Däpp und Marianne Piffaretti, Präsidentin Trägerverein Bifang, ermahnen zu mehr Menschlichkeit und Toleranz. Däpp verpackte dabei seine Gesellschaftskritik in eine packende Geschichte in schönster Berner Mundart.
Joël Gattlen
«Auf Berndeutsch kann man die bösesten Dinge sagen und trotzdem denken alle, dass sie gerade den Alpsegen empfangen», witzelt Heinz Däpp, schweizweit bekannter Journalist und Satiriker. Däpp wohnt in der Berner Altstadt und ist vielen aus der Schweizer Mundartsendung «Schnabelweid» auf Radio SRF 1 oder der einstigen Sendung «Schnappschuss» bekannt. Däpp versteht es dabei perfekt, das, was ihm in der Politik und in anderen gesellschaftlichen Bereichen wie auch im banalen Alltag als ungereimt erscheint, zu parodieren. Gute Satire, sagt Däpp, solle wehtun, aber nicht verletzen. «Zynismus, im modernen Sinn verstanden, ist destruktiv. Auf überhebliche Weise werden allgemeingültige Werte und Normen infrage gestellt.»
Rösi Kaderli platzt der Kragen
Für seine Rede trug Däpp dem Publikum eine fiktive Geschichte vor. Protagonisten waren dabei Altgrossrat Hans-Ueli Kaderli und seine Ehefrau Rösi. Bei beiden handelt es sich um Kultfiguren. «Sie sind oft in meinen Geschichten anzutreffen. Rösi bringt dabei den engstirnigen Hans-Ueli mit ihren geistreichen Kommentaren meist doch noch auf den rechten Weg», erklärt Däpp. Als Hans-Ueli seine Ehefrau Rösi bittet, sich seine Festrede anzuhören, folgt Rösi zunächst wortlos den Worten ihres Mannes. Als Hans-Ueli jedoch zu einer neuen Schimpftirade gegen Asylanten und Ausländer ausholt, kann Rösi nicht mehr schweigen: «Unser Sennenhund Bäri hat eine eigene Hütte, kann jederzeit zu uns ins Warme kommen und hat immer genug zu fressen. Und diesen armen Menschen willst du nicht einmal das Nötigste geben?» – «Ja. Aber Bäri ist einer von uns», versucht Hans-Ueli sich zu rechtfertigen. «Du vergisst aber einen wichtigen Unterschied. Asylbewerber sind Menschen», moniert Rösi.
«Nicht die Augen verschliessen»
«Ich habe vermutlich noch nie so viele Lacher während einer Festrede gehört wie heute. Das freut mich sehr», lobt Marianne Piffaretti, Präsidentin des Trägervereins des Wohn- und Pf legezentrums Bifang Wohlen. «Däpps Geschichte hat mich sehr berührt. Wir leben in einer unsicheren und holprigen Zeit. Verschliesst nicht eure Augen. Es braucht mehr Toleranz und Dankbarkeit auf dieser Welt. Und dazu kann jeder Einzelne etwas beitragen», ist sich Piffaretti sicher.
Sie selber organisiert seit vielen Jahren als Präsidentin des Vereins «Help-Point Sumy» Hilfsgütertransporte in die Ukraine. Dabei bezweckt der Verein die gezielte und bedürfnisgerechte Direkthilfe für die Feuerwehr und die Spitäler rund um die Stadt Sumy.
Seenlaudatio macht Lust auf mehr
Für musikalische Unterhaltung sorgte die Blaskapelle Rietenberg. «Seit vielen Jahren verzückt die Kapelle unsere Bewohner. Sie ist ein fixer Programmpunkt», bestätigt Marcel Lanz, Geschäftsführer des Bifangs. «Der Auftritt im Bifang ist ihnen so wichtig, dass sie am Morgen extra noch einmal eine Generalprobe angesetzt haben. Diese fand in Villmergen unter Argusaugen von Bundesrätin Doris Leuthard statt», witzelt Marcel Lanz.
Weiteres Highlight ist jeweils der Bifangchor. An der Bundesfeier sangen sie Schweizer Volkslieder wie «Im Aargäu sind zwöi Liebi» oder «I han en Schatz am schöne Zürisee». Mit «Vo Luzern gäge Wäggis zue» wurde auch noch ein Abstecher an den Vierwaldstättersee gemacht. Die musikalische Laudatio zweier Schweizer Seen machte bei der Hitze Lust auf mehr.
Also kein Wunder, dass ein Anwohner passend in die Runde rief: «Wenn wir aber schon an den See gehen, packen wir auch alle unsere Badehosen ein.»