Die strahlende Kraft der Nacht
31.07.2018 BoswilTournee des Jugend-Sinfonieorchesters Aargau (JSAG) startet in Boswil
Die Sommertournee des JSAG steht unter dem Motto «Nacht». Die jungen Musiker beschäftigen mit Werken von drei Komponisten. Die Tournee startet am 12. August, 11 Uhr, in ...
Tournee des Jugend-Sinfonieorchesters Aargau (JSAG) startet in Boswil
Die Sommertournee des JSAG steht unter dem Motto «Nacht». Die jungen Musiker beschäftigen mit Werken von drei Komponisten. Die Tournee startet am 12. August, 11 Uhr, in Boswil.
Die Nacht fasziniert: Hier lauern die Geheimnisse und die Verzauberung. In Mendelssohns Sommernachtstraum-Ouvertüre flirrt und vibriert das Orchester in delirierender Verzückung. Der 17-Jährige inszeniert die Nacht als Bühne von Traum und Fantasie.
Die Nacht hingegen, die Władysław Szpilman als Pianist in den 1940er-Jahren im Warschauer Ghetto umfängt, ist eine politische. Die Überwindung menschlicher Finsternis durch die Musik ist in Szpilmans trotzig-vitalem Œuvre beispielhaft verewigt. Für Jean Sibelius wurde die 5. Sinfonie zum Soundtrack seiner ganz persönlichen Nachterfahrung.
Auftritte bis an ligurische Küste
Das JSAG führt zweimal jährlich 50 bis 70 motivierte und begabte Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 26 Jahren in einer Probewoche am Künstlerhaus Boswil zusammen. Im Anschluss geht das Orchester auf eine Konzerttournee. Nach Auftritten in Boswil, Zürich, Aarau und Lindau reist das JSAG mit seinem «Nacht»-Programm im Oktober bis nach Rapallo an die ligurische Küste. Eine grosse Ehre: Der Direttore des dortigen Sibelius-Festivals höchstpersönlich lud das Orchester für den 6. Oktober ein. Das Festival erinnert an den Aufenthalt des finnischen Komponisten im Städtchen 1901. Einen Frühling lang wohnte er mit Frau und Kindern in der «Pension Suisse». Dort komponierte er seine berühmte 2. Sinfonie.
Überlebender des Holocaust
Beinahe 100 Jahre zuvor bescherte Felix Mendelssohn der Welt einen Sommernachtstraum für die Ewigkeit. Shakespeare war gross in Mode bei den Berliner Romantikern, als Mendelssohn mit der Ouvertüre zum Sommernachtstraum einen Instant-Hit landete. Im jungen Alter von 17 Jahren schuf er ein Stück Magie, das weniger die abgründigen Seiten des Shakespear’schen Dramas betont, als vielmehr mit quirlig-verspielten und duftigen Reminiszenzen ein stetig pulsierendes Stimmungsbild von poetischem Reiz hinzaubert.
Władysław Szpilman ist als Holocaustüberlebender ein Versehrter. Seine Musik verschmäht den epischen Ton, das Bekenntnis und das Pathos. Sie changiert zwischen E und U, zwischen Sinfonischem und Schlager. Als Gershwin Polens gefeiert, betrachtete Szpilman seine Kompositionen als Gelegenheitsmusik und setzte wenig Ehrgeiz in deren Verbreitung. Die Heiterkeit und die Klarheit mögen angesichts des biografischen Schallraums verstörend wirken. Sie bekräftigen aber nur einen bekannten Topos, wonach Musik zur existenziellen Oase wird, wenn rundherum die Humanität geschlachtet wird.
Neben dem Konzert in Boswil findet am Sonntag, 19. August, 17 Uhr, eines im Aarauer Kultur- und Kongresshaus statt. Am 10. August, 20 Uhr, gastieren die jungen Talente im deutschen Lindau. Am Freitag, 17. August, 19.30 Uhr, spielen sie in Zürich und am Freitag, 5. Oktober, 19.30 Uhr, in Lugano. Am Samstag, 6. Oktober, 21 Uhr, folgt der Auftritt in der Chiesa di San Siro im italienischen Santa Margherita Ligure. --red
Vorverkauf für die Konzerte in Aarau und Boswil: www.kulturticket.ch oder vorverkauf@kuenstlerhausboswil.ch oder Telefon 056 666 12 85.