Das Bäumchen des Anstosses
31.07.2018 MutschellenWiden: Geschenk zur Geburt muss versetzt werden
Ein Geburtsbäumchen, das von Mitgliedern der Feuerwehr im Schachenfeld aufgestellt wurde, hielt die Behörden in den letzten Tagen auf Trab. Nun wurde ein Kompromiss gefunden.
Kommt in der ...
Widen: Geschenk zur Geburt muss versetzt werden
Ein Geburtsbäumchen, das von Mitgliedern der Feuerwehr im Schachenfeld aufgestellt wurde, hielt die Behörden in den letzten Tagen auf Trab. Nun wurde ein Kompromiss gefunden.
Kommt in der Familie eines Feuerwehrangehörigen ein Kind zur Welt, so stellen ihm die Feuerwehrkameraden ein Geburtsbäumchen vors Haus. Oder vor die Mietwohnung. Das ist Tradition.
Diese Tradition hat die Feuerwehr Mutschellen hochgehalten. Am 19. Juli hat die Abteilung Hubretter ein Geburtsbäumchen in der Schachenfeldsiedlung gesetzt. Gleich neben der Schulhauswiese, vor dem Mehrfamilienhaus Bremgarterstrasse 39. Und die Tafel mit dem Namen des Kinds und dem Geburtsdatum angebracht. Beim Aufstellen des Bäumchens kam der Hubretter zum Einsatz.
Kommando war informiert
Die Eltern hat es gefreut, einen Anwohner weit weniger. Er hat sich gestört am Lärm beim Aufstellen und sich gefragt, ob überhaupt eine Bewilligung vorliege. Und wer die Kosten für das Feuerwehrfahrzeug trage, das verwendet wurde. Ausserdem seien die Stricke, mit denen das Bäumchen befestigt wurden, gefährlich für Velofahrer. Überhaupt: Das Bäumchen störe optisch und beim Spielen. Reklamationen und Fragen landeten auf der Gemeindeverwaltung. Es begann ein angeregter Mailverkehr mit den Verursachern, der mit der Verfügung endete: Das Bäumchen muss weg. Innert eines Tages.
Empfänger der Verfügung war Christian Suter, Offizier in der Feuerwehr und Götti des Neugeborenen. Als Götti sei er fürs Aufstellen des Geburtsbäumchens, das normalerweise ein Jahr lang stehen bleibt, verantwortlich.
Aufgeregt erzählte er die Geschichte am letzten Freitag. Tatsächlich hätten sie keine Bewilligung eingeholt fürs Aufstellen des Bäumchens. Tatsächlich hätten sie ein Feuerwehrfahrzeug benutzt. «Das Kommando war informiert und ich selber vor Ort», sagte Suter. Die Anwohner hätten ihn direkt ansprechen können wegen des Lärms, der beim Aufstellen entstanden ist. Die Feuerwehr könne zudem «Übungen ohne Kostenfolge» selber anordnen und durchführen. Und wenn es denn sein müsse, übernehme er die Kosten für die fünf bis zehn Liter Treibstoff, die verbraucht wurden.
Näher zum Schulhaus verschieben?
Jedenfalls habe er beim Gemeinderat beantragt, das Bäumchen erst am kommenden Samstag zu entfernen oder zu versetzen. «Ich habe den Vorschlag gemacht, es etwa fünf Meter Richtung Schulhaus zu versetzen und es dort bis Anfang Oktober stehen zu lassen.» Er bat den Gemeinderat um Aufschub bis nächsten Samstag, dann ständen genügend Leute zur Verfügung. Am 1. August finde nochmals eine Aussprache mit dem Gemeinderat statt, so Suter letzten Freitag.
Neuen Standort gefunden
Zu dieser Aussprache kommt es nicht mehr, weil Suter die Geschichte auch dem Lokalfernsehsender Tele M1 gesteckt hat. Nachdem der Bericht am letzten Sonntagabend ausgestrahlt wurde, ist der Gemeinderat nochmals über die Bücher gegangen.
«Wir haben einen Kompromiss gefunden», meldete sich Suter gestern Vormittag per Telefon. «Das Bäumchen wird versetzt; es wird nun vor dem Feuerwehrmagazin aufgestellt.» Und zwar bereits übermorgen Donnerstag; stehen bleiben darf es dort ein ganzes Jahr lang. Beim Versetzen wird wieder ein Feuerwehrfahrzeug zum Einsatz kommen anlässlich einer «Übung ohne Kostenfolge».
Suter weiss nicht so recht, ob er sich freuen soll, dass nun eine Lösung gefunden wurde, oder ob er sich weiter ärgern soll, weil eine Tradition auf derart viel Ablehnung stösst bei einem Anwohner. Zuletzt überwiegt doch die Freude. «Nach der Fernsehsendung vom letzten Sonntagabend habe ich sogar von zwei Einwohnern Widens das Angebot erhalten, das Bäumchen doch bei ihnen aufzustellen.» --eob