Neue Firma, gleiche Bahn
22.06.2018 VerkehrBremgarten: Erster Zug mit Design des neuen Unternehmens «Aargau Verkehr AG» ist unterwegs
Zwei Tage, nachdem die Aktionäre der BDWM Transport AG und der Wynental- und Suhrentalbahn AG die Fusion beschlossen hatten, rollte ein Zug in neuem ...
Bremgarten: Erster Zug mit Design des neuen Unternehmens «Aargau Verkehr AG» ist unterwegs
Zwei Tage, nachdem die Aktionäre der BDWM Transport AG und der Wynental- und Suhrentalbahn AG die Fusion beschlossen hatten, rollte ein Zug in neuem Outfit aus dem Depot. Das neue Erscheinungsbild wird nach und nach eingeführt.
Lis Glavas
Severin Rangosch, CEO der BDWM Transport AG und zukünftiger CEO der Aargau Verkehr AG, begrüsste Gemeindevertreter, Verwaltungsräte und Mitarbeiter zum spannend inszenierten Moment. Er wolle der Spekulation vorgreifen, erklärte er, dass jetzt per sofort alle Züge und Busse im neuen Design erscheinen würden. «Es ist der Zug, der die Werbung des Spitals Muri trug. Dieser Vertrag ist abgelaufen. Die Züge und Busse werden ihr neues Erscheinungsbild nach und nach bekommen. Und so verfahren wir auch mit dem Ersatz von Uniformen, Drucksachen usw., das heisst so kostenneutral wie möglich.»
Schriftzug «Bremgarten-Dietikon-Bahn»
Es bleibt die BDB, es bleibt im Wynental- und Suhrental die WSB. Auch die unter dem Dach von Aargau Verkehr versammelten Buslinien behalten ihre traditionellen Bezeichnungen. Der Schriftzug «Bremgarten-Dietikon-Bahn» auf dem Zug mit neuem Kleid beweist es.
Stadtammann Raymond Tellenbach erklärte sich freudig gespannt auf den Moment, in dem der Zug das Depot verlassen und sich den Gästen präsentieren sollte. «Vor acht Jahren, einem Monat und acht Tagen stand ich hier, um zur Taufe des Diamanten mit dem Bremgarter Wappen ein paar Worte zu sagen. Ich sprach von der Beständigkeit, der Eleganz und der Kraft der Diamanten. Seither haben sie uns begleitet, sind sie uns lieb geworden.» Jetzt freue er sich, dass die erste Komposition mit neuem Layout in Bremgarten vorgestellt werde. «Das zeigt mir, dass die Verbundenheit mit Bremgarten trotz neuer Dachgesellschaft vorhanden ist, dass der ÖV-Knotenpunkt ‹Bahnhof Bremgarten› im Reusstal lebt und seinen festen Platz in der neuen Organisation hat. Wenn dann mal ein neues Bahnhofgebäude steht, ist die Freude perfekt.» Gute Stimmung gab es bereits zwei Tage zuvor an der Aktionärsversammlung in Aarau. Severin Rangosch sprach von einem historischen Moment. Regierungsrat Stephan Attiger ergänzte. «Der Kanton Aargau begrüsst diese Fusion.»
Hallo «Aargau Verkehr»
90 Aktionäre der BDWM-Transport AG erlebten in Aarau einen historischen Moment. Sie sagten Ja zur Fusion mit der Wynentalund Suhrentalbahn (WSB) zur Aargau Verkehr AG. Das gleiche taten zur selben Zeit die WSB-Aktionäre im Saal daneben.
Roger Wetli
Der eigentliche entscheidende Moment war ein kurzer. Ohne vorgängige Diskussionen hielten fast alle der Anwesenden die Hand für die Fusion in die Höhe. Diese wurde rückwirkend auf den 1. Januar 2018 bewilligt. Damit ist eine der grössten Privatbahnen der Schweiz entstanden.
Ein Vorbild für viele
«Der Fusionsprozess hatte rasant Fahrt aufgenommen», erinnerte Regierungsrat Stephan Attiger in seinem Grusswort. «Er ist von einem Bummler zum Schnellzug geworden.» Ursprünglich stellte die Regierung den beiden Unternehmen die Aufgabe, zu prüfen, wie Synergien gemeinsam genutzt werden könnten. «Ich ziehe meinen Hut vor ihrem Vorgehen. Sowas habe ich vorher noch nie erlebt. Die ‹Verkehr Aargau› ist deshalb ein Vorbild für viele», so der Regierungsrat. Er sei überzeugt, dass die Fusion viele Vorteile bringe. Gerade im Zusammenhang mit dem Betrieb der entstehenden Limmattalbahn sei das Unternehmen jetzt langfristig gut aufgestellt. «Viel muss noch umgesetzt werden. Und zwar so, dass die Mitarbeiter vom Fusionszug nicht überrollt werden.»
Peter Füglistaler, Direktor des Bundesamtes für Verkehr, bewunderte den Mut der beiden Unternehmen zur Fusion. «Ich wünsche der ‹Verkehr Aargau›, dem Kanton und der Region den notwendigen friedlichen, konstruktiven Umgang und Zusammenhalt und viel Erfolg in der Zukunft.» Er ist überzeugt, dass sich jetzt die Effizienz und die Qualität weiter steigern lassen.
Zwei Kulturen zusammenbringen
«Wir hatten beim aktuellen Prozess sehr viel externe Hilfe», erklärte Severin Rangosch, CEO der ehemaligen BDWM und erster CEO der «Aargau Verkehr». «Mittlerweile bin ich selber ein Fusionsexperte.» Er blickte bei der 17. und letzten Generalversammlung der BDWM auf das vergangene Jahr zurück.
«Die Fusion war natürlich das Thema Nummer eins. Daneben haben wir das riesige Projekt Limmattalbahn vorangetrieben.» Sie seien aktuell daran, mögliches Rollmaterial zu evaluieren. Meterspur sei nicht gleich Meterspur. Ziel sind Züge, die gleichzeitig auf den Schienen der Stadt Zürich, der Limmattalbahn und der BDWM fahren können. «Um die Kosten tief zu halten, möchten wir die Fahrzeuge zusammen mit der Baselland Transport AG bestellen», so Rangosch. «Wir werden uns im Herbst definitiv entscheiden.» Voraussichtlich soll die «Verkehr Aargau» aber nicht nur für den Betrieb der Limmattalbahn verantwortlich sein, sondern auch für die Infrastruktur. Definitiv entschieden sei das aber noch nicht. «Toll finde ich, dass wir uns zunehmend von einer Linie zum Netz entwickeln», ist Severin Rangosch begeistert.
Der CEO gab bekannt, dass das neue Betriebsgebäude am Bahnhof Bremgarten West wohl im Januar bezugsbereit ist. Damit würde alles an einem Standort konzentriert. Rangosch selber pendelt in seiner Funktion zwischen Aarau und Bremgarten. «Operativ ist die Fusion bereits umgesetzt. Ich bin mittlerweile vier Tage in Aarau, einen in Bremgarten.» Wichtig sei es, die beiden Betriebskulturen zu vereinen, denn sonst würde die Kultur die Strategie fressen. «Mal schauen, wie das geht», bemerkte der CEO.
Verwaltungsrat der BDWM gewählt
Rangosch versicherte, dass die Fusion nicht auf einen Schlag umgesetzt wird. «Das wäre viel zu teuer. Vorerst werden wir die BDWM-Logos mit dem neuen überkleben. Alles andere geschieht nach und nach.» Das gehe bis zum Briefpapier und zu den Kugelschreibern, wo zuerst alles Alte aufgebraucht werde.
Nach der Zustimmung für die Fusion durften die Aktionäre den Verwaltungsrat der BDWM wählen. Diese Kuriosität war aus juristischen Gründen nötig. «Die Wahl gilt für maximal ein Jahr. Sie fällt zu dem Zeitpunkt weg, bei dem die Fusion ihre Rechtswirksamkeit erhält», so Verwaltungsratspräsident Mathias Meyer. Ohne Gegenstimmen wiedergewählt wurden Mathias Meyer als Präsident, Roland Abt, Anabel Hengelmann, Benjamin Wittwer und Walter Zimmermann. CEO Severin Rangosch schloss die historische Generalversammlung der BDWM mit einem «Goodbye BDWM, Hallo ‹Verkehr Aargau›».
141-jährige Geschichte
Geldsorgen und Drang zur Effizienz
«Fusionen und Veränderungen sind ein ständiger Bestandteil der BDWM-Geschichte», ist Mathias Meyer, Präsident des Verwaltungsrates der BDWM Transport AG, überzeugt. Er bot zusammen mit Geschäftsleitungsmitglied René Fasel einen abwechslungsreichen und unterhaltsamen Rückblick.
1876 wurde die Strecke zwischen Wohlen und Bremgarten West als Abzweiger der Südbahn eingeweiht. Die elektrische Strassenbahn Bremgarten-Dietikon-Bahn (BDB) folgte 1902. Die beiden Bahnen waren aber 1912 zwischen Bremgarten und Bremgarten West getrennt. 1916 nahm die Wohlen-Meisterschwanden-Bahn (WM) ihren Betrieb auf. Diese verzichtete ab 1997 auf die Bahn. Seither werden Busse eingesetzt. 2000 folgte die Fusion der BDB und der WM zur BDWM.
Die Tochter-Unternehmung Limmat Bus AG wurde 2002 gegründet und deckt den Busverkehr rund um Dietikon ab. 2006 wurde die Buslinie im aargauischen Wiggertal ins Unternehmen integriert, 2012 der Busbetrieb Zofingen übernommen. Den Zuschlag für den Betrieb der entstehenden Limmattalbahn erhielt die BDWM 2016.
«Geldsorgen und der Drang zur Effizienz begleiten die ganze Geschichte», wussten Mathias Meyer und René Fasel. «Dies zu meistern, wird auch künftig eine grosse Herausforderung sein.» --rwi