Hoher Anspruch ist honoriert
26.06.2018 BremgartenStadtmusik Bremgarten (SMB) am Kantonalen Musikfest in Laufenburg: Rang 2 in der Stärkeklasse Harmonie 1
«Avern» die Pflicht, «Divertimento» die Kür. Mit Letzterem wagte sich die Stadtmusik auf das Niveau der Höchstklasse ...
Stadtmusik Bremgarten (SMB) am Kantonalen Musikfest in Laufenburg: Rang 2 in der Stärkeklasse Harmonie 1
«Avern» die Pflicht, «Divertimento» die Kür. Mit Letzterem wagte sich die Stadtmusik auf das Niveau der Höchstklasse vor und sollte diesen Mut nicht bereuen.
Lis Glavas
«Sehr schwer, dieses Stück», flüsterte Roger Russenberger, der in seinem Konzertstuhl kaum stillsitzen konnte. Der ehemalige Präsdent der Stadtmusik befindet sich aus beruflichen Gründen in einer Auszeit. Beim Jahreskonzert wird er wieder mitspielen und wahrscheinlich weniger nervös sein als in dieser Zuhörerrolle.
Nur zwei Punkte Rückstand auf die Besten
Die SMB war beim Selbstwahlstück «Divertimento» angelangt, das Oliver Waespi als Aufgabenstück der Kategorie Höchstklasse am Eidgenössischen Musikfest 2011 in St. Gallen schrieb. Nach rhythmischen Kapriolen der Sonderklasse und dem virtuosen letzten Satz folgte das gespannte Warten auf die Benotung der je drei Jurymitglieder. Das Aufgabenstück «Avern» brachte den Bremgartern 281 Punkte von 300 möglichen ein, «Divertimento» 288; geteilt durch 3 resultierten für die Schlusswertung 189,67 Punkte. Zwei Punkte liegen die Freiämter hinter dem amtierenden Schweizer Meister, der Musikgesellschaft Konkordia Egerkingen.
«No risk, no fun»
Beim ersten Bier danach entlud sich die Anspannung in riesiger Freude. «Noch gar nie hast du dein Solo so geil gespielt», bekam Waldhornist Beat Bucher zu wissen. «No risk, no fun, dachte ich, und es gelang», lachte er. «Es hat grossen Spass gemacht», erklärte Jerôme Leveque, «im September komme ich wieder, wenn ihr mich wollt.» Der Wettinger schnuppert seit Februar in Bremgarten. Ist einer von mehreren jungen Schnupperern, die dazu beigetragen haben, dass die SMB mit einer durchschnittlich jungen Besetzung sehr weit gekommen ist.
Gestern Montag zog Dirigent Niki Wüthrich dieses Fazit: «‹Avern› ist punkto homogenem Orchesterklang und horizontaler Linie sehr anspruchsvoll. In diesem Bereich kann sich die SMB noch weiter steigern. Da hat Egerkingen noch ganz leicht die Nase vorne.» Auf die Frage, weshalb sich die Stadtmusik in der Kür für ein Stück des Formats Höchstklasse entschieden hatte, sagte er: «Innerhalb des Vereins hat der Entscheid für dieses Selbstwahlstück viel Überzeugungsarbeit benötigt. Das Werk sei zu anspruchsvoll, musste ich von verschiedener Seite hören. Wie das Resultat in Laufenburg zeigt, war die Werkauswahl von mir zusammen mit der Musikkommission absolut richtig. Da wünsche ich mir vonseiten der Mitglieder mehr Vertrauen in die musikalische Führung. Die Spitze der 1.-Klass-Blasorchester ist auf einem ausserordentlich hohen Niveau angelangt. Um in der Vorbereitungsphase als Orchester optimal weiterzukommen und zu wachsen, aber auch um am Wettbewerb selber zu reüssieren, ist ein zu meisterndes Höchstklasswerk die einzig richtige Wahl.»
Die Höchstklasse war in Laufenburg nicht vertreten. Es sind weitgehend mit Profimusikern besetzte Formationen. Dass Bremgarten der einzige Aargauer Verein war, der in der Kategorie E-Musik Harmonie 1. Klasse antrat, erstaunte. «Für uns scheint mir das Ehrensache zu sein», erklärte Markus Buob, ehemaliger SMB-Präsident, heute Fähnrich. «Als wir unser ‹musicalissimo› durchführten, waren wir auch auf die Teilnahme der Vereine angewiesen.» Niki Wüthrich sieht es so: «Mit hochkarätigen Formationen aus Luzern, Solothurn, Zürich, Basel, Thurgau und dem Jura ist in Laufenburg schon fast ein kleines ‹Eidgenössisches› über die Bühne gegangen.» Das Musikfest findet am Wochenende seine Fortsetzung.





