Faszinierendes Stadtmuseum
29.06.2018 MuseumBremgarten hat am Kornhausplatz ein verstecktes, indes feines Museum
Der Verein Stadtmuseum startet eine Öffentlichkeitsoffensive und lädt daneben interessierte Leute ein, sich und etwas ihrer Freizeit einzubringen. Lange nicht alle Einheimischen kennen ...
Bremgarten hat am Kornhausplatz ein verstecktes, indes feines Museum
Der Verein Stadtmuseum startet eine Öffentlichkeitsoffensive und lädt daneben interessierte Leute ein, sich und etwas ihrer Freizeit einzubringen. Lange nicht alle Einheimischen kennen ihr Bijou in der Unterstadt, da machen ihnen die Zugezogenen aus der Region noch viel vor.
Wir treffen die ehemalige Lehrerin und Haltungstrainerin Käthi Kussin, eine unter 13 Personen, die an Samstagen und Sonntagen jeweils von 14 bis 17 Uhr den Hütedienst wahrnehmen – Freiwilligenarbeit vom Feinsten. Käthi Kussin leistet sie seit sicher siebzehn Jahren. Sie kennt das vielfältige Innenleben des mehrstöckigen ehemaligen Wohnhauses von Erich und Marie Russenberger und einstigen «Galerie beim Kornhaus» (1960 bis etwa 1990) ausgezeichnet und schwärmt von den Räumen, die sie schon als Kunstort kennenlernte. Der begnadete Grafiker, Künstler und Handwerker Erich Russenberger hat darin sein detailgetreues Stadtmodell – Anker der ständigen Ausstellung – hinterlassen. Es steht im Erdgeschoss.
Ein Museum für die ganze Familie
«Ich geniesse es nur schon, hier oben zu sitzen», beschreibt Käthi Kussin ihren Hütedienst, auch wenn sie manchmal etwas einsam bleibe. Sie versteht ihre Präsenz als Angebot an die Besucher, ihnen etwas zu erzählen oder einen Gegenstand zu erklären und selbstverständlich die individuelle Geschichte dazu – wenn sie das wünschen. Am meisten Freude habe sie an zufällig vorbeikommende Familien auf dem Sonntagsmarsch, erzählt sie. Die Bremgarter selber zeigten eine unerklärliche Hemmung, ihr historisches, aber auch lebendiges Kleinod kennenzulernen. Neuzuzüger, Interessierte von weither, Heimwehbremgarter, auch mal Fachleute zählt sie zu den Besuchern. Dabei macht die «Hüterin» ungeniert auch Werbung fürs Städtchen. «Kennen Sie das Uhrwerk am Spittelturm mit den Tierkreiszeichen und Mondphasen?» fragt sie etwa vor dem Modell im Stadtmuseum. Und erntet regelmässig grosses Erstaunen. Diese Besucher wollen dann unbedingt auch das Original sehen.
Die Gegenstände aus der langen Stadtgeschichte – zum Beispiel die Schodolerchronik, bedeutende Bremgarter Persönlichkeiten, die alten Karten und Fotos – und die Handwerk- und Haushaltgeräte, etwa der «Bürdeli-Aufzug» aus Holz oder die originale Schuhmacherwerkstatt des August Jauch (1905–1970), finden viel Aufmerksamkeit. Mitten durch die sogenannt «feste Ausstellung» verläuft eine jeweils für zwei Jahre konzipierte Themenausstellung, noch bis in den nächsten Frühling heisst sie «Theater in Bremgarten». Angedacht ist, die nächste Ausstellung dem berühmten Fotografen und studierten Theologen Willi Wettstein (1902– 1982) zu widmen. Das Haus beim Kornhaus ist auch ein Haus für Kinder. Das erstaunt nur auf den ersten Blick. Kinder entdecken in den Räumen sehr interessante Dinge, die sie gwundrig machen auf das, was früher mal war. Da sind Gegenstände aus Grossmutters Küche und für den Waschtag, die hölzerne Schülerbank, das Schuemächerli. «Und am meisten Freude haben sie an der Sandbankvitrine mit all den kleinen Dingen, die der kurlige Max Dennler einst an der Reuss zusammenlas» erklärt Käthi Kussin.
Freiwillige, bitte melden
Zurück zur Freiwilligenmitarbeit. «Die Gründergeneration wird langsam älter» sagt Fridolin Kurmann von der Konzeptgruppe Stadtmuseum, Vereinspräsident, Historiker. Deshalb verschickte man den gut 100 Vereinsmitgliedern eine Lagebeurteilung mit der Strategie und der freundlichen Einladung zur freiwilligen Mitarbeit. In erster Linie ist es der Wochenend-Hütedienst, den sich bisher 13 Leute teilen. Die Angebote für Kinder und Jugendliche will man bedeutend ausbauen. Doch da fehlt «eine Person, die eine pädagogische und didaktische Ader hat und hier ein schönes Betätigungsfeld fände». Freiwillige fänden solche Felder auch hinter den Kulissen zu den Stichworten Vernissagen und Anlässe, Vorbereitung von Ausstellungen, Infrastruktur und Museumsbetrieb, Unterhalt des Depots, Öffentlichkeitsarbeit. Fridolin Kurmann, 056 633 79 42, würde sich sehr freuen. --rts