Viel mehr Laufkundschaft
02.12.2025 KelleramtFür den Einkauf in «Marina’s Dorfladen» müssen die Islisberger nun nach Birmensdorf fahren
Wohnen und arbeiten im gleichen Dorf – diesen Luxus hat Marina Stevanovic aufgegeben. Dafür erhält sie mehr Raum und zusätzliche ...
Für den Einkauf in «Marina’s Dorfladen» müssen die Islisberger nun nach Birmensdorf fahren
Wohnen und arbeiten im gleichen Dorf – diesen Luxus hat Marina Stevanovic aufgegeben. Dafür erhält sie mehr Raum und zusätzliche Kundenfrequenz. Der Start in Birmensdorf sei erfreulich, berichtet sie.
Thomas Stöckli
Das «Bänkli» mir der Inschrift «Marina’s Dorfladen» stand am Samstag noch vor der alten Sennerei in Islisberg. «Das muss ich noch zügeln», sagt Marina Stevanovic. Mit ihrem Geschäft hat sie dies bereits getan. In Birmensdorf fand sie eine zeitgemässe Lokalität mit ausreichend Platz. Die Lage in der Begegnungszone verspricht dort viel mehr Laufkundschaft. Grössere Kundenfrequenz ermöglicht auch mehr Vielfalt. Das zeigt sich exemplarisch beim Käse: «Ich habe in Birmensdorf 100 Sorten», sagt die Inhaberin, «dreimal so viel wie in Islisberg möglich waren.» Weiter prägen etwa Wurstwaren – besonders beliebt sind die Wurststräusse – und Pastaspezialitäten, etwas Gemüse und Obst sowie Süssspeisen das Sortiment.
Catering als zweites Standbein
«Islisberg ist eigentlich zu klein für einen Dorfladen», sagt Marina Stevanovic. Mit dem Catering als zweites Standbein hat sie es doch drei Jahre lang durchgezogen. Mit viel Herzblut. Schliesslich ist sie selbst im Dorf zu Hause. Ergeben habe sich das zufällig, blickt sie zurück. Nach 25 Jahren in der Zürcher Gemeinde Stallikon wurde die Familie Stevanovic auf das zum Verkauf stehende Haus in Islisberg aufmerksam – und schlug zu. Weil sich Islisberg und Stallikon mit zwei zweiteren Gemeinden die Oberstufenschule teilen, sei der Einschnitt für die drei Kinder weniger tief gewesen: «Sie hatten schon Kollegen hier, als ich noch niemanden kannte», beschreibt Marina Stevanovic.
In der Zwischenzeit hat sie massiv aufgeholt. Das zeigte sich auch bei der Schliessung des Dorfladens. «Da sind schon einige Tränen geflossen», so die Detailhändlerin. Sie berichtet von Spaziergängern und Velofahrern, die ihr Lädeli frequentiert haben. «Sogar mit den Pferden sind Kunden gekommen.» Unterstützung gab es auch von den Gemeinden in der Region. Mit ihrem Catering-Angebot durfte sie etwa Arni beliefern, wo ihre Tochter die KV-Lehre absolviert hat, oder auch Oberlunkhofen. Besonders intensiv sei die Zusammenarbeit mit Aesch. Von Islisberg hingegen hätte sie sich mehr erhofft. Auch in Bezug auf den Unterhalt der Liegenschaft alte Sennerei. Nicht erhört wurde etwa ihr Wunsch nach einem Geländer für die Rampe vor dem Lädeli.
Blumen von den Nachbarn
Zu Marina’s Dorfladen gehört das Catering untrennbar dazu. Daran wollte sie auch mit dem Umzug nicht rütteln. «Das bin ich», sagt sie auf die Frage nach dem Weshalb schlicht. Die grössere Laufkundschaft in Birmensdorf bringt es mit sich, dass während der Öffnungszeiten kaum Zeit bleibt, ihre Caterings vorzubereiten. Das muss sich nun noch einspielen. Dazu gehört auch, dass sie nicht mehr einfach schnell etwas aus dem Laden holen kann, sondern erst in ihr Auto steigen und nach Birmensdorf fahren muss. «Aber das geht auch», sagt sie. Schliesslich darf sie auf Unterstützung und Aushilfe zählen, nebst der Catering-Angestellten, ebenfalls eine Islisbergerin, seien da auch ihr Mann und die drei Kinder erwähnt. «Ohne die Hilfe der Familie ginge das nicht», betont die Kauffrau.
In Birmensdorf wurde Marina Stevanovic herzlich empfangen. «Am ersten Tag haben mir die Nachbarn Blumen gebracht», beschreibt sie. Die Besitzerin des Bio-Ladens, der vorher da war, ist mittlerweile selbst Kundin bei ihr. Von ihr hat sie die Bezugsquelle von einigen beliebten Bio-Produkten erhalten, die ihr Sortiment ergänzen. Und auch manche Stammkunden aus Islisberg nehmen die Anfahrt auf sich. Marina Stevanovic erzählt von einem Kunden, der jeweils nach Feierabend kam und auch schon mal etwas zum Abholen bestellte, wenn es bei ihm später wurde. Er sei nun mit der Tochter nach Birmensdorf gekommen, berichtet sie. Für die Islisberger Stammkundschaft wird sie auch die Gebühren-Abfallsäcke im Sortiment behalten.
Wie weiter mit der Sennerei?
Und was geschieht nun mit der alten Sennerei? Im derzeitigen Ausbaustand dürfte es schwierig werden, einen sinnvollen Verwendungszweck zu finden. Unter anderem auch, weil ein WC fehlt. Das Bedürfnis nach einem Treffpunkt wird mit dem Neubau hinter dem Schulhaus gedeckt. Die Frage bringt Marina Stevanovic ins Grübeln. «Ein Bastelraum für Kinder?», fragt sie schliesslich, «für Kinder hat es sonst nichts im Dorf.»



